Vancouver

Vancouver/ Kanada canada
539. Reisetag
17.184 km / 106.652 hm

Science World mit dem kreisrunden Geodesic Dome am False Creek Von Bellingham in den USA radeln wir noch einmal ein Stück nach Norden. Es geht erneut nach Kanada. Auf dem „Programm“ steht Vancouver. Mehrere Reiseradler hatten von der Stadt geschwärmt und so wollen wir uns Metropole an der Westküste Kanadas nicht entgehen lassen.

 Und in der Tat: Vancouver ist die bisher attraktivste Großstadt, die wir unter „die Räder genommen“ haben. Die Lage am Ufer des Burrard Inlet ist einmalig. Einige Reiseführer bezeichnen die Skyline sogar als die schönste Nordamerikas. Übertreibung oder nicht, in jedem Fall bildet die „City of Vancouver“ zwischen Coast Mountains, Fraser River und dem Meer eine prächtige Szenerie. Doch die Schönheit hat auch ihren Preis. Einfache Hotel-DZ fangen bei 80 CAD an … für uns nicht finanzierbar. Um so schöner, dass uns Samantha von warmshowers 4 Tage bei sich aufnimmt. Ihr Appartment ist klein, doch klein sind wir ja gewöhnt. Gewöhnlich wohnen wir auf 2,20 x 1,40 m. Da ist das halbe Wohnzimmer schon Luxus.

Die Stadt ist jung, keine 170 Jahre alt. Und in dieser Zeit hat sich Vancouver rasant entwickelt. Dabei war der Anfang wenig erfolgreich. Die erste Siedlung am heutigen Platz gründeten erfolglose Goldsucher während des „Fraser Goldrush“ im Jahr 1858. Doch als Ende des 19. Jahrhunderts die Zugstrecke von der Ost- an die Westküste fertiggestellt wurde, waren die Weichen für den wirtschaftlichen Aufschwung der Stadt im wahrsten Sinne des Wortes gestellt.

Heute leben im Großraum Vancouver fast 2,5 Millionen Menschen, mehr als 1/3 davon sind Asiaten. Doch großstädtische Hektik spüren wir nicht. Die Leute sind relaxt, freundlich und äußerst hilfsbereit. Wann immer wir zur Orientierung auf unsere Karte schauen werden wir sofort angesprochen, ob man uns helfen könne.

Bei fantastischen, hochsommerlichen 28°C erradeln wir uns 3 Tage lang die Stadt und ihre Umgebung. Auch das ein Novum auf unserer Reise. Während wir in anderen Großstädten in Stau und Abgasen „erstickten“ oder genervt vom Wirrwarr der Straßen und Gassen lieber zu Fuß gingen, können wir uns die City ganz entspannt vom Rad ansehen. Auf perfekt ausgebauten und ausgeschilderten Radwegen geht es durch Grünanlagen und tolle Parks Richtung Downtown. Die Autofahrer sind dermaßen rücksichtsvoll mit uns Zweirädern, dass wir aus dem Staunen nicht mehr rauskommen. So was kannten wir in Südamerika und auch in Alaska nicht.

Gastown, der ursprüngliche Ortskern gefällt nach seiner Restaurierung mit den nostalgischen Fassaden und die „World of Sciene“ mit dem futuristischem Geodesic Dome. Im lebhaften Chinatown fühlen wir uns schließlich ein Stück nach Asien zurückversetzt. Rote Farbenpracht dominiert die Straßen, durch die Wohlgerüche aus Garküchen zieht. Die Auslagen der Lebensmittelläden sind ein Fest für die Augen und in den verwinkelten chinesischen Läden lässt es sich stöbern.

Doch der Höhepunkt – im wahrsten Sinne des Wortes – ist die „City of Glass“. Während man in den Straßenschluchten bei entsprechendem Kleingeld in Einkaufsparadiesen ohne Ende shoppen kann, verändern die 65 türkisfarbenen, gläsernen Hochhäuser mit wechselndem Tageslicht kostenlos ihre Farbe. Kurz vor Sonnenuntergang funkeln die Wolkenkratzer diamanten. Edler Schmuck muss nicht immer teuer sein ;-)

Die Rundtour um den Stanley Park ist ein weiteres Highlight. Die von dichter Regenwaldvegetation bedeckte Landzunge zwischen English Bay und Burrard Inlet ist Naherholungsgebiet und „grüne Lunge“ Vancouvers und war einst von Haida-Indianern besiedelt. Von der Seawall Promenade aus genießen wir radelnd die wunderbaren Ausblicke auf Coal Harbour, City, Coast Mountains über die English Bay. Das Dach des segelähnlich konstruierten Canada Place strahlt glänzend weiß in der Mittagssonne. Am „Third Beach“, einem der schönen Stadtstrände Vancouvers ruhen wir aus und tun es den Kormoranen auf den Uferfelsen gleich – wir halten unsere Nasen in die Sonne, schließen die Augen und genießen die Wärme und das sanfte Rauschen der Brandung.

Vancouver tut gut. Die Atmosphäre, das entspannte aber spannende Leben hat es uns angetan. Hier könnten wir auch sesshaft werden und wären gerne noch länger geblieben. Doch nach 3 Tagen wollen wir weiter. Wir sind mit Sabrina und Robert verabredet. Die beiden hatten wir auf der Columbia kennengelernt und da wir den gleichen Weg Richtung Süden einschlagen, wollen wir ein Stück gemeinsam durch die Staaten reisen. Wir freuen uns auf das Wiedersehen und wollen Roberts Geburtstag gebührend feiern.

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