Las Vegas/ Nevada
Stundenlang fahren wir durch steinige Weite. Die Sonne knallt erbarmungslos auf’s Auto. Schwitzend sitzen wir eingepfercht zwischen unserem Hab & Gut. Im Durchschnitt fallen in der wüstenartigen Landschaft der Nevada 10 cm Regen im Jahr. Heftige Winde treiben Sandwolken über die ausgedörrte Ebene. Im Westen erheben sich Gebirgsformationen bis 3.600 m Höhe. Kaum zu glauben, aber im Winter wird hier Ski gefahren …
Der Highway führt wie mit dem Lineal gezogen durch Ödnis und Monotonie …. bis, ja bis sie auf einmal auftaucht – die Skyline von Las Vegas. Ein Raumschiff, ein anderer Planet mitten im Nichts, überragt vom weithin sichtbaren 300 m hohen Stratosphere Tower.
Aus dem einstigen Wüstenkaff ist nach Aufhebung des Glücksspielverbots in weniger als 80 Jahren eine gigantische Vergnügungsmetropole aus dem Boden gestampft worden. Im Großraum leben 2 Mio. Menschen. Trotz der Trockenheit haben viele Einfamilienhäuser saftig-grünen Rasen im Vorgarten und Swimmingpool. Man gönnt sich ja sonst nichts …
Wir „entern“ die Schein- und Glitzerwelt auf riesigen 8-spurigen Highways. Der Weg ins Zentrum ist erstaunlich schnell gefunden. Auf der Hauptstraße „Freemont Street“, die alle nur den Strip nennen, fahren wir mit ungläubigen Augen und offenen Mündern einmal rauf und runter. „Ist das krass ejh!“ entweicht es Ria
Riesige Hotelkomplexe und Spielhallen ragen protzig in den wolkenlosen Himmel. Casino-Fassaden und Leuchtreklamen (die Unmengen von Strom fressen) reihen sich kilometerlang aneinander. Glücksspiel, Show und Entertainment dominieren die Stadt. Außerdem Massen von Geschäften, Restaurants und Bars. Rund 40 Millionen kommen jedes Jahr nach „Sin City“. Die Bürgersteige sind mit Palmen „aufgeforstet“. Unter die vergnügungslustigen Touris mischen sich Klein- und Selbstdarsteller und „Fake-Promis“ (Elvis, Darth Vader, Lady Gaga etc.), die für 1 $ ein Schnappschuss mit sich und der Laufkundschaft machen lassen.
Im Inneren der Casinos fühlen wir uns wie in eine andere Welt gebeamt. Überall blinken in den weitläufigen Spielhallen Glücksspielautomaten und wollen Hoffnung auf prasselnden Geldregen machen. Hunderte der sog. Slot Machines reihen sich aneinander. Etwas verloren und manchmal wie paralysiert wirken die Gestalten davor. Unablässig füttern sie die gefräßigen einarmigen Banditen mit „Quarters“ (25 US-Cent). Nur selten spuckt einer wieder was aus. An den Pokertischen wird mit hohem Einsatz gespielt. Anderswo vertreiben sich Zockerfans die Zeit mit Baccarat, Roulette und Blackjack. Die Glitzerwelt ist ein Kosmos für sich. Zeit und Raum sind aufgelöst. Tageslicht fällt hier nie rein.
Nach 1 Stunde haben wir genug gesehen. Die Dauerbeschallung auf die Ohren macht müde und gereizt. Wir schlendern noch ein Weile den Strip auf und ab. Von den exklusiven Hotels will jedes mit eigenen Superlativen und Attraktionen Kunden gewinnen. Das palastartige Bellagio lockt mit einem See, auf dem alle 30 min. eine Art „Wasserballett“ aus hunderten Fontänen zu Pop- und Klassikmusik aufgeführt wird.
Am „New York – New York“-Komplex kann man mit einer spektakulären Superachterbahn um das riesige Gebäude rasen (16 $!) und aus der Spitze der Glaspyramide des Hotels „Luxor“ schießt ein Lichtstrahl in den Himmel, den man angeblich sogar aus dem All sehen kann … Und für schlappe 5.000 $ pro Nacht (!) kann man im Wynn Resort Casino in einer Luxus-Suite sein Haupt betten. Wer hierfür das nötige Kleingeld besitzt kann sich vielleicht auch ins All schießen lassen, um einmal den Lichtstrahl des „Luxor“ aus der Ferne zu sehen …
Solche Superlative können (und wollen) wir uns mit unserem schmalen Reisebudget nicht leisten. Wir „residieren“ im altehrwürdigen „Circus Circus“ – immerhin 3-Sterne-Kategorie und mit 3.600 Betten einstmals das größte Hotel von Las Vegas. Heute ist es etwas in die Jahre gekommen, doch das Preis- Leistungsverhältnis ist klasse, die Betten superbequem. Da wir unter Woche da sind, kriegen wir das DZ für 42 $ – irgendwie ja auch schon wieder ein Superlativ Am Wochenende verdoppeln bis verdreifachen sich die Tarife.
Um 1 Uhr nachts kommen wir völlig pflastermüde wieder im Hotel an. Während in Las Vegas noch kräftig der Dollar rollt strecken wir alle Viere von uns und träumen den nächsten Abenteuern entgegen.