Esfahan / Iran
112. Reisetag
(Bericht vom 18.07.2013)
Gleißend scheint die Mittagssonne. Majestätisch erheben sich die blau-türkisfarbenen Moscheekuppeln über dem endlos wirkenden Dächermeer. Wir sind auf 1.500 m über N.N. Dennoch ist es drückend heiß. Bei 45 °C in der Sonne bläßt uns der Wind in den Straßen wie ein heißer Fön ins Gesicht. Isfahan liegt in Zentraliran in wüstenhafter Landschaft. Die 6-stündige Busfahrt von Teheran führte durch ausgetrocknetes, staubiges Hochland. Seit jeher ist der Fluss Zayandeh Rud Lebensader der 2 Millionen Einwohner zählenden Stadt, die wie eine Oase wirkt.
Uns haben die Geschichte Isfahans und seine zahlreichen Prachtbauten angelockt.
Die Stadt ist seit Jahrhunderten wichtiges Handelszentrum, in dem Religiosität und Handel die tragenden Säulen sind.
Gemeinsam mit Veronique und Julien aus Paris, die wir an der turkmenischen Botschaft in Teheran kennengelernt haben, streifen wir durch das Gassengewirr. Alle Bauwerke der Stadt überragt die Freitags-Moschee. Im 11. Jahrhundert erbaut besitzt sie die größte Moschee-Anlage Irans. In die gewaltige Südkuppel können wir leider nicht, doch auch die andere Teile des riesigen Areals sind faszinierend.
Der Königsplatz „Meydan-e Emam“ im Zentrum beeindruckt allein schon durch seine schiere Größe. Mit über 500 m Länge ist er der größte der Welt. Den Platz umsäumen doppelstöckige Arkaden. In den Untergeschossen befinden sich Arbeitsstätten und Geschäfte der Kunsthandwerker. Jede der 4 Seiten des „Großen Platzes“ beherrscht ein herausragendes Bauwerk.
Als erstes besuchen wir den Palast „Ali Quapu“. Von dessen offener Vorhalle, getragen von 18 Holzsäulen, haben wir einen imposanten Blick auf den Platz. Das Klacken der Pferdehufe, die fußlahme Besucher in Kutschen ziehen, hallt über den Platz. Leider trübt ein Baugerüst die Sicht etwas.
In der Imam-Moschee erhalten wir eine private Führung. 20 Jahre dauerte ihr Bau. Das hoch aufstrebende Eingangsportal mit Doppelminarett wirkt erhaben. Die Moschee gilt als eine der schönsten aus der Safaviden-Zeit. Im Inneren sehen wir warum. Wunderschöne Fliesen in tiefblauem Grundton und mit feinen Musterelementen schmücken den riesigen Innenhof. Die 54 m hohe Kuppel überstrahlt jedoch alles. Der Blick hinauf zum Strahlenkranz-Medaillon macht uns sprachlos, so meisterhaft und vollendet wirken die Ornamente.
Die 2. Moschee am Platz, die Lotfollah-Moschee von 1616, wirkt in ihren Ausmaßen dagegen bescheiden. Im Inneren ist sie jedoch nicht weniger faszinierend. Der Kuppelsaal ist der bisher schönste, den wir gesehen haben. Alles wirkt elegant, leicht – fast schwerelos. Die blau-gelben Fayencen erzeugen im gebrochenen Tageslicht eine warme, harmonische Stimmung. Lange sitzen wir am Boden auf den Perser-Teppichen und lassen die Atmosphäre auf uns wirken.
Anschließend streifen wir durch den Bazar Isfahans. Ein dichtes, schier unüberschaubares Netz aus Gassen, Kuppeln und kleinen Innenhöfen bildet das geschäftige Herz der Stadt. Wir genießen die angenehme Kühle in den alten Gemäuern und lassen uns vom Menschenstrom treiben. Alles mögliche wird feilgeboten: Teppiche, Kunsthandwerk, Antiquitäten, Stoffdrucke, Wolle, Obst und Gemüse, Farben, Kleider, Schuhe … es riecht nach orientalischen Gewürzen und Rosenblättern. Lastenträger verrichten ihre schwere Arbeit. Überall wird gehandelt. Obwohl es voll ist, können wir ungestört durch die Gassen streifen. Niemand preist lauthals seine Waren an. Auf der Brücke Pol-e-Khadjou lassen wir das Erlebte auf uns wirken und ruhen im Schatten ein wenig aus. Die Brücke wurde 1630 erbaut. 23 Bögen aus Steinen und Ziegeln überspannen den Zayandeh-Rud an dieser Stelle. Auf beiden Seiten der Brücke befinden sich überwölbte Galerien. Die Brückenköpfe und den Mittelteil zieren kleine Pavillons. Nach einer Stunden sausen wir mit dem Taxi zurück zum Platz „Meydan-e Emam“. Taxen gibt es in jeder iranischen Stadt wie Sand am Meer. Sie sind günstig, fahren schnell von A nach B und ersparen einem lange Suchereien nach der richtigen Buslinie. So oft wie in Teheran und Isfahan haben wir in unserem gesamten bisherigen Leben noch nicht Taxen gesessen.
Als es zu dämmern beginnt, versammeln sich die Isfahaner auf dem Großen Platz und warten auf das Fastenende. Kurz nach 21 Uhr picknicken schließlich überall Familien vor sich hin. Wir genießen die entspannte Atmosphäre und den Blick auf die erleuchteten Prachtbauten. Unsern Hunger stillen wir mit einem Kebab und gebackenen Tomaten. Zum Abschluss gönnen wir uns mit Veronique und Julien unsere erste Wasserpfeife. Versteckt in den dunklen Gassen der Stadt finden wir eine düster anmutende Kaschemme, gefüllt mit rauchenden jungen Männern. In einer Ecke lassen wir uns nieder. Verschwörerisch geht die Pfeife in unserer kleinen Reisegruppe reihum. Langsam füllen dichte Nebelschwaden den Raum. Etwas benebelt und nach Apfelduft riechend taumeln wir gegen 2 Uhr in unser Hotel.
Die knapp 30 Stunden in Isfahan waren prall gefüllt und unvergesslich. Ein Spruch sagt, „Hast Du Isfahan gesehen, hast Du die halbe Welt gesehen.“ Das ist sicherlich etwas übertrieben, aber eine Reise wert ist diese orientalische Stadt allemal. Die 28 Stunden Busfahrt (hin- und zurück) waren es wert. Gerne wären wir länger geblieben. Doch die Zeit rennt. Morgen geht es zurück zu Eslam und seiner Familie. Von Marand aus geht es nun mit dem Rad ans Kaspische Meer. Sicherlich wird auch dieser Abschnitt unserer Reise im Iran wieder jede Menge Überraschungen und Begegnungen bereithalten.
Auch zu diesem Bericht müssen die Bilder leider noch auf sich warten lassen. Alle Versuche eine Galerie hochzuladen wurden bisher geblockt. Immerhin ist ein Titelbild möglich und wir kommen noch auf unsere Homepage. Seiten anderer Reiseradler sind komplett blockiert…