Karibische Träume

Isla Mujeres/ Mexiko mexico

P1150492Die letzten Wochen auf Yucatán sind im wahrsten Sinne des Wortes dahingeschmolzen. Bei tropisch-heißen Temperaturen (bis zu 50°C in der Sonne) öffnen sich noch einmal alle unsere Poren unter Mexikos stahlblauem wolkenlosen Himmel. Eigentlich müssten wir bei diesen Temperaturen „Hitzefrei“ haben :-).

Niederschläge gibt es zu dieser Jahreszeit keine. Und wenn, dann würden sie sofort im porösen Kalkboden einsickern, der für Trockenwälder sorgt. Zwischen dem Golf von Mexiko und der karibischen Küste bietet sich uns das immergleiche steppenartige Lanschaftsbild. Nicht wirklich spannend. Und so spulen wir zügig und im bewährten „drehmomente-Kreisel“ (20 min. Ria vorne, 20 min. ich) auf meist flacher Strecke unsere Tageskilometer ab. Lediglich die kleinen verschlafenen Dörfer, Mayastätten und erfrischenden Cenotes (ganzjährig gefüllte Wasserlöcher) sind willkommene Abwechslungen vom Einerlei links und rechts der Straße.

In Tulum können wir unseren Traum von einem Hotelzimmer mit Blick auf’s Meer nicht verwirklichen. Die Preise sind astronomisch. Direkt vor der Küste liegt das karibische Riff, ein Korallenriff das Touristen aus aller Welt anlockt. Und so wachsen nicht nur die Hotelburgen in schwindelerregende Höhen sondern auch die Preise.

IMGP9888Doch auf der Isla Mujeres vor den „Toren“ Cancuns werden wir doch noch für die Schweißarbeit der letzten Wochen belohnt. Wir finden eine super Unterkunft mit 2 Zimmern und voll eingerichteter Küche in einer ruhigen Ecke der Insel – keine 2 Gehminuten vom traumhaften Strand entfernt. So können wir an den letzten Tagen in Mexiko die Seele baumeln lassen.
Das karibische Meer ist wunderbar erfrischend – azurblau bis türkisfarben, der Strand strahlend weiß und palmenbestanden. Unter Kokosnüssen blinzeln wir in die Sonne, genießen die frische Brise und graben unsere Füße in den feinen Sand.
Unser kleiner karibischer Traum ist doch noch Wirklichkeit geworden.

Zum letzten Abschnitt unserer Reise in Mexiko folgt demnächst noch ein ausführlicher Artikel.
Hasta pronto!
Oliver & Ria

Neues …

… von unserer Spendenaktion (Pedalpower-fuer-den-guten-Zweck):

Seit unserem Aufruf am 16.12.2014 sind 3 weitere Spenden von insgesamt 100 € eingegangen, so dass der aktuelle Kontostand für das Jugendhaus in Tipar (Rumänien) jetzt bei 650,00 € steht.
Gerne würde wir diese Summe noch aufstocken. Da der Hauptsponsor seine Hilfsgelder halbiert hat, ist die nunmehr neunjährige, wertvolle Arbeit von Satul Nostru Deutschland e.V. und Stefanie gefährdet (Satul nostru bedeutet übrigens „Unser Dorf“) und die Zukunft des Projektes ungewiss.

Wir bitten Euch daher herzlich um Eure Unterstützung. Mit der Aktion „Dreh mit“ gehen von jedem Tagessatz (20 €), den Ihr uns spendet, 3/4 an den Verein. Als Dankeschön gibt es von uns eine Postkarte. Wer bis zum 14. April 2015 überweist bekommt noch aus unserem aktuellen Reiseland Mexiko ein postalisches Dankeschön.

Helft uns damit wir helfen können!

Lest dazu unseren Artikel: “Die Kinder von Tipar”

MFg – 2 Jahre im Sattel

Merida/ Mexikomexico P1090096-001

12 Uhr mittags. Draußen flirrt die Luft in den engen Gassen Meridas. Jetzt, zur Mittagsstunde, ist es unerträglich tropisch-heiß in der Hauptstadt Yucatáns.
Das hier einst das Tor zur Welt der Maya war (Puerta al Mundo Maya) lässt sich nur noch erahnen. Die vorspanischen Stätten wurden nach dem Einfall der Konquistadoren für koloniale Prachtbauten verwandt.
45°C zeigt das Thermometer in der Sonne.
Wer kann sucht jetzt Schatten, das kühlere Innere der alten Gemäuer, macht „Siesta“. Auf der „Plaza de la Independencia“, dem sonst pulsierenden Herzen Meridas, liegt jetzt „der Hund begraben“.

Auch wir haben uns ins Zimmer unserer Unterkunft zurückgezogen. „Hotel San José“ prangt in kunstvoll geschwungen rot-schwarzen Lettern am Eingang. Die Schrift ist verblasst, genauso der Farbanstrich an der Außenfassade. Das Gebäude aus dem 19. Jahrhundert knarzt und bröckelt unter der Last der Zeit. Die Zimmer sind typisch mexikanisch: gefliester Boden, kurze Betten mit durchgelegenen Matratzen, eine kleine Nasszelle, ein Stuhl, ein Spiegel. Viel mehr gibt es meist in der unteren Preisklasse nicht (200 – 250 Mex$).

Über mir, an der porösen Decke, surrt seit Stunden unablässig der Ventilator. Er bringt etwas „frischen Wind“ in die stehende Luft. Irgendwo von der Straße erklingt Mariachi-Musik – Sinnbild mexikanischer Volkskultur. Überall erklingt sie tagtäglich in den Straßen. Erst vor 2 Tagen haben wir in den Straßen tanzend den Palmsonntag bei mitreißender Musik in die Nacht ausklingen lassen. Auf der Fiesta tanzten groß und klein, alt und jung, arm und reich. Für ein paar Stunden lies sich so der – oft harte – Alltag vergessen. Ausgelassen, unverkrampft, wunderbar war dieser Abend.
Die Songs handeln von Freud und Leid, Träumen, Alltagssorgen. Sie erinnern an Vergangenes, Sonne, Strand, Liebe, Glück und Leid. Ich lausche eine Zeit lang dem melancholischen Klang von Trompete und Saiteninstrumenten. Vor meinem Augen verschwimmen die Rotorblätter des Ventilators und bilden ein Rad …

Auf den Tag genau sind wir nun 2 Jahre auf Weltreise. Wo sind die letzten 24 Monate geblieben? Was haben wir die ganze Zeit getan? Unzählige Augenblicke sind in unseren Tagebüchern dokumentiert. Doch was wird darüber hinaus von dieser Reise bleiben, wenn sie einmal endet?

So viele Begegnungen, Überraschungen, Herausforderungen, Unsicherheiten aber auch Triumphgefühle haben wir bisher erlebt. Das Reisen mit dem Rad, abseits des „Buchbaren“, ist eine einzige große Wundertüte. Jeder Tag ist ein neues Abenteuer mit unvorhersehbaren Begegnungen, nicht exakt planbarem Ausgang. Die einmalige Schönheit der Natur und die Freiheit selbstbestimmt zu reisen, machen noch immer große Lust und großen Spaß, sind unser Antrieb, unsere Batterie.
Das Zusammentreffen mit dem alltäglichen, dem ungeschminkten Leben, die Zerstörung der Natur ist die Kehrseite dieser Medaille. Oft beschäftigt uns die Fragen des einsetzenden Klimawandels, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich u.v.m. Wenn man dies alles hautnah sieht und erlebt, möchte man fast resignieren oder auf eine gute Fee hoffen, die alles richtet. Doch die Zeiten, in denen das Wünschen geholfen hat, sind ja vorbei, oder?

Beim Blick zurück erscheint uns das Erlebte gelegentlich fast surreal. Waren wir wirklich im Iran? Sind die Reifenspuren auf dem Pamir-Highway von uns? Haben wir den 6.088 m hohen Huayna Potosi bestiegen?

„Oliver, kneif mich mal“, sagt Ria in solchen Momenten. Wir haben uns in Situationen gebracht, vor denen wir vor Reisebeginn gedanklich noch zurückgeschreckt wären. Waren in Ländern, die wir vor 3 Jahren uns nie zu bereisen getraut hätten.

Wir sind ins Unbekannte aufgebrochen, auf Menschen – wann immer es ging – zugegangen und haben uns so die große weite Welt etwas kleiner – begreifbarer – gemacht.
Diese Weltreise ist ein wunderbares Geschenk. Man bekommt viel, wenn man sich traut, loslässt, an seine Grenzen geht und gelegentlich auch darüber hinaus.

MFg – Mit Fahrrad glücklich
Ria & Oliver

PS: Zur “Feier des Tages” ein paar Impressionen aus Mexikos zentralem Hochland