Zauberhaftes Kappadokien

Göreme (1100 m.ü.M.) / Türkei turkey
88
. Reisetag
2.171 km / 14.703 hm

Göreme - wie Tausend und eine NachtDie letzten Tage waren landschaftlich die bisher schönsten unserer Reise. Von Aksaray aus fuhren wir vorbei an erloschenen Vulkanen, nackten Felslandschaften und in Schluchten gepressten ländlich-verschlafenen Bilderbuchdörfern. Das einfache Leben hier ist noch ganz dem Rhythmus der Natur angepasst. Noch vor Sonnenaufgang ziehen die Bauern mit ihrem Vieh auf die Weiden, Familien bearbeiten mit Haken das trockene Ackerland. In den Mittagsstunden suchen alle ein schattiges Plätzchen. In den engen Gassen der Dörfer spielen alte Herren in den Lokantas stundenlang Tavla, dunkel gekleidete Bäuerinnen sitzen vor ihren Häusern und halten ein Schwätzchen.

In Ihlara lassen wir 1 Tag die Räder stehen und erkunden die Umgebung zu Fuß. Besonders die Wanderung durch die bis zu 150 m hohe Ihlara-Schlucht, vorbei an mittelalterlichen Höhlenkirchen, ist wunderschön. Bereits um 8 Uhr sind wir am Eingang und so früh am Morgen noch die einzigen Besucher. Begleitet vom Quaken der Frösche und Vogelgezwitscher laufen wir durch das Tal entlang des Melendiz-Flusses, der dafür sorgt, dass hier eine üppige Vegetation wächst. Die Schlucht mit ihren schroff aufsteigenden Felswänden war während der Christenverfolgung Rückzugsgebiet byzantinischer Mönche. Der Platz war sicher gut gewählt. Selbst wir konnten am Tag zuvor bei unserer Ankunft nicht erkennen, dass sich hier zwischen Getreidefeldern und Wildwiesen urplötzlich eine solch imposante 15 km lange Schlucht auftut. Die Kapellen und Kirchen links und rechts des Flusses sind mit Fresken im Inneren geschmückt, viele davon haben durch Vandalismus jedoch arg gelitten. Sehr viel ist über die Lebens- und Überlebensweise der Christen Kappadokiens leider nicht bekannt. Auch die Namen der Kirchen entstammen aus späteren Zeiten, als die hier ansässigen türkischen Bauern den Gotteshäusern simple Namen zur Unterscheidung gaben. So besichtigen wir u.a. die „Kirche unter dem Baum“, die „Hyazinthenkirche“ und die „Schlangenkirche“, in der 4 nackte Sünderinnen zu sehen sind, die von Schlangen umzingelt werden.

Die weitere Strecke nach Göreme hat es in sich. Steigungen von 10 % und mehr verlangen uns einiges ab. Ab 13 % geht es schließlich nur noch schiebend voran. Auf der Kuppe angekommen geht es ebenso steil wieder runter. Permanent haben wir die Hände an den Bremshebeln, die Felgen quietschen ohrenbetäubend. Doch die Mühen lohnen. Über malerische Hochebenen auf 1.600 m und vorbei an Relikten der einst reichen Kirchen- und Klosterkultur erreichen wir schließlich Göreme, das im Herzen der surrealen Tuffsteinlandschaft Kappadokiens liegt. Der Ort selber ist ein großes Touristendorf. Das Kirchental (UNESCO-Weltkulturerbe) lockt jährlich 2 Millionen Besucher und ist nur einen Steinwurf entfernt. Fast jeder Bewohner Göremes partizipiert in irgend einer Weise von den Besuchern aus aller Welt, ob als Teppichverkäufer, Restaurantbetreiber oder „Touri-Guide“. Wir sind abseits des Trubels in einer netten Pension oberhalb Göremes untergekommen und genießen am Abend den fabelhaften Blick über die Dächer Stadt und die Feenkamine.

Vor über 10 Millionen Jahren schleuderten die bis zu 4.000 m hohen Vulkane Tuffasche in die Umgebung und legten so den Grundstein für diese einzigartige Landschaft. Im Laufe der Zeiten wurde durch Witterungseinflüsse das verschiedenartige Tuffmaterial aufgespalten und durch Regen Stück für Stück ausgewaschen. In jahrtausendelangen Prozessen bildeten sich so die heute sichtbaren Feenkamine heraus.

Gestern besuchen wir schließlich das Open-Air-Museum von Göreme und streifen anschließend abseits der Touristenströme durch das Wunderland aus Tuff mit bizarren Gebilden. Die von den Gezeiten erschaffene Felsenarchitektur zieht uns in ihren Bann. Immer wieder „finden“ wir neue Formationen, bestaunen Burgfelsen, steigen in verlassene Höhlenräume und lassen unsere Fantasie spielen. Wie mag hier wohl das Leben der Menschen zwischen dem 8. und 13. Jahrhundert ausgesehen haben? Nach 5 Stunden haben wir uns satt gesehen und „fliehen“ vor der erbarmungslosen Mittagssonne in unser kühles Pensionszimmer.

Zum Abend laufen wir auf die Tuffsteinfelsen im Westen Göremes und genießen zum Abschluss dieses unvergesslichen Tages den fantastischen Ausblick auf die Stadt und den Sonnenuntergang über der märchenhaften Landschaft Kappadokiens.

“Gerädert” ohne Rad

Es täte uns und unserer Kondition sicherlich nicht schlecht, wenn wir am Wochenende auch mal durch Berlin oder das Brandenburger Land fahren würden.

Leider kommen wir hierzu zur Zeit nur sporadisch. Zu viele andere Fragen stehen im Vordergrund. Der Ausrüstungs-Marathon ist nun weitgehend „gefinisht“.

Wenn demnächst alles beisammen ist, wird probegepackt. Mal sehen, auf wie viele Kilo Gepäck wir kommen. Die eigenen bleiben streng geheim ;-) Viel mehr als 40 kg pro Rad sollen es nicht werden, also ca. 15 – 20 kg mehr als bei unseren bisherigen Sommertouren.

Von jetzt an beschäftigen wir uns intensiver mit den Ländern, die wir bereisen wollen. Stoff zum Schmökern haben wir reichlich. Auch die Reiseberichte und Websiten anderer Langzeitradler bieten viel Lesenswertes und Anschauliches, Tipps und Tricks. Allerdings stoßen sie auch neue Themen an oder haben andere Lösungen parat.
Also dann doch wieder auf sich selber konzentrieren und überlegen, was wir wollen und uns wichtig ist.

All you need is … Velo!

Alles was Du brauchst ist ….. ein Rad!  :-)

Das Motto zur zweiten Auflage der Publikumsmesse VELO lockte uns am 25. März auf das Berliner Messegelände. Und der Besuch hat sich gelohnt. Mit verschiedenen Herstellern rund ums Rad kamen wir ins Gespräch, verteilten fleißig Visitenkarten und haben mit der Firma “Schwalbe” bereits einen renommierten Hersteller als Sachsponsor für unser Projekt gewinnen können.
Und auch mit dem Team der Radspannerei konnten wir mal wieder ein wenig plaudern.

Zum Schluss trafen wir noch einen “alten Bekannten” von der 1. Messeveranstaltung wieder – Peter Kagerer, der 2011 mit dem Rad bis Kairo geradelt ist.

 

 

“Einmal um die ganze Welt …”

und die Taschen voller Prospekte!

Am vergangene Wochende “reisten” wir im Laufschritt auf der ITB Berlin über alle Kontinente.

Der Besuch der Reisemesse bot eine gute Gelegenheit, uns ein wenig über die Länder auf unserer Tour zu informieren. An den Ständen ergaben sich zum Teil interessante Gespräche und bereits jetzt haben wir private Einladungen.

Nach 6 Stunden waren die Füße platt, der Mund vom vielen Reden trocken und wir mit den Gedanken in fernen Ländern. Das Reisen im Kopf geht weiter, hat neue Nahrung bekommen … und wir einen kleinen aufblasbaren Globus, der mit uns auf große Tour gehen wird. So können wir den Menschen zeigen, wo wir herkommen und welche Strecke wir fahren.

“Zeit, dass sich was dreht…”

In einem Jahr werden wir unserer Heimatstadt Berlin Adé sagen und für 2 Jahre mit unseren Rädern die Welt bereisen.
Noch EIN Jahr! Oder NUR noch ein Jahr!?
In den letzten Wochen erfasste uns beim Blick auf unsere To-Do-Liste und der verbleibenden Zeit gelegentlich ein Anflug von Panik angesichts der Dimension unseres Vorhabens.
Beim Reisen auf Landkarten und Lesen von Reiseberichten anderer Langzeitradler tauchen Bilder, Begegnungen, Situationen vor dem geistigen Auge auf und viele Fragen kreisen in unseren Köpfen…
Wie bereiten wir uns auf die Reise materiell und geistig vor? Welche Länder wollen wir befahren und werden alle noch im nächsten Jahr passierbar (Iran) sein? Wie kommen wir am besten an Visa? Welche Impfungen sind notwendig – bleiben die Mandeln drin? Reichen Englisch und Französisch zur Verständigung aus oder ist noch der ein oder andere Sprachkurs notwendig? Wie sind wir am besten krankenversichert? Welche Ausrüstungsgegenstände haben sich bewährt, was sollte ersetzt werden, was fehlt noch oder ist in anderen Klimazonen zu bedenken?
Und dann der Dauerbrenner Schlafsack – neben dem Zelt einer der wichtigsten Ausrüstungsgegenstände, um sich von physischer und psychischer Anstrengung zu erholen: Wie ist unser persönliches Kälteempfinden nach einem harten Radtag? Wärmen uns unsere Daunenschlafsäcke auch noch in sehr frostigen Nächten ausreichend? Wenn nicht, erhöhen wir die Temperaturleistung mit einem Overfill an Daunen oder durch einen zusätzlichen Außenschlafsack? Das bedeutet dann aber wieder zusätzliches Gewicht … ach ja, wie viele Kilo Gepäck können und wollen wir überhaupt mit uns schleppen und sind 5 Unterhosen vielleicht doch schon eine zuviel?

12 Monate vor dem Start gibt es noch viele Fragen und fast täglich sind „kleine“ und „große“ Entscheidungen zu treffen.

Mit GPS reisen oder doch ganz klassisch mit Landkarten versorgen? Wie sichert man die Energieversorgung – per E-Werk oder über zusätzliche Akkus? Was ist mit Literatur und Reiseführern – kiloweise Papier oder doch lieber 2 E-Books? Was kann am Rad alles kaputt gehen und wie führen wir kleine Reparaturen selber durch? Wie lange hält ein Bremsseil in tropischem Klima? Welche Reifen ziehen wir auf? Was kommt in die Reiseapotheke, um medizinisch „gerüstet“ zu sein? Wie ernährt man sich ausreichend bei 5-6 Stunden täglich im Sattel und welche kulinarischen „Überraschungen“ erwarten uns in fernen Ländern?

Das Abenteuer auf dem Sofa hat gerade erst begonnen…