Maßlosigkeit mitten im „Nichts“ (3)

Las Vegas/ Nevada usa

IMGP4727Stundenlang fahren wir durch steinige Weite. Die Sonne knallt erbarmungslos auf’s Auto. Schwitzend sitzen wir eingepfercht zwischen unserem Hab & Gut. Im Durchschnitt fallen in der wüstenartigen Landschaft der Nevada 10 cm Regen im Jahr. Heftige Winde treiben Sandwolken über die ausgedörrte Ebene. Im Westen erheben sich Gebirgsformationen bis 3.600 m Höhe. Kaum zu glauben, aber im Winter wird hier Ski gefahren …
Der Highway führt wie mit dem Lineal gezogen durch Ödnis und Monotonie …. bis, ja bis sie auf einmal auftaucht – die Skyline von Las Vegas. Ein Raumschiff, ein anderer Planet mitten im Nichts, überragt vom weithin sichtbaren 300 m hohen Stratosphere Tower.
Aus dem einstigen Wüstenkaff ist nach Aufhebung des Glücksspielverbots in weniger als 80 Jahren eine gigantische Vergnügungsmetropole aus dem Boden gestampft worden. Im Großraum leben 2 Mio. Menschen. Trotz der Trockenheit haben viele Einfamilienhäuser saftig-grünen Rasen im Vorgarten und Swimmingpool. Man gönnt sich ja sonst nichts …
Wir „entern“ die Schein- und Glitzerwelt auf riesigen 8-spurigen Highways. Der Weg ins Zentrum ist erstaunlich schnell gefunden. Auf der Hauptstraße „Freemont Street“, die alle nur den Strip nennen, fahren wir mit ungläubigen Augen und offenen Mündern einmal rauf und runter. „Ist das krass ejh!“ entweicht es Ria :-)
Riesige Hotelkomplexe und Spielhallen ragen protzig in den wolkenlosen Himmel. Casino-Fassaden und Leuchtreklamen (die Unmengen von Strom fressen) reihen sich kilometerlang aneinander. Glücksspiel, Show und Entertainment dominieren die Stadt. Außerdem Massen von Geschäften, Restaurants und Bars. Rund 40 Millionen kommen jedes Jahr nach „Sin City“. Die Bürgersteige sind mit Palmen „aufgeforstet“. Unter die vergnügungslustigen Touris mischen sich Klein- und Selbstdarsteller und „Fake-Promis“ (Elvis, Darth Vader, Lady Gaga etc.), die für 1 $ ein Schnappschuss mit sich und der Laufkundschaft machen lassen.
Im Inneren der Casinos fühlen wir uns wie in eine andere Welt gebeamt. Überall blinken in den weitläufigen Spielhallen Glücksspielautomaten und wollen Hoffnung auf prasselnden Geldregen machen. Hunderte der sog. Slot Machines reihen sich aneinander. Etwas verloren und manchmal wie paralysiert wirken die Gestalten davor. Unablässig füttern sie die gefräßigen einarmigen Banditen mit „Quarters“ (25 US-Cent). Nur selten spuckt einer wieder was aus. An den Pokertischen wird mit hohem Einsatz gespielt. Anderswo vertreiben sich Zockerfans die Zeit mit Baccarat, Roulette und Blackjack. Die Glitzerwelt ist ein Kosmos für sich. Zeit und Raum sind aufgelöst. Tageslicht fällt hier nie rein.
Nach 1 Stunde haben wir genug gesehen. Die Dauerbeschallung auf die Ohren macht müde und gereizt. Wir schlendern noch ein Weile den Strip auf und ab. Von den exklusiven Hotels will jedes mit eigenen Superlativen und Attraktionen Kunden gewinnen. Das palastartige Bellagio lockt mit einem See, auf dem alle 30 min. eine Art „Wasserballett“ aus hunderten Fontänen zu Pop- und Klassikmusik aufgeführt wird.
Am „New York – New York“-Komplex kann man mit einer spektakulären Superachterbahn um das riesige Gebäude rasen (16 $!) und aus der Spitze der Glaspyramide des Hotels „Luxor“ schießt ein Lichtstrahl in den Himmel, den man angeblich sogar aus dem All sehen kann … Und für schlappe 5.000 $ pro Nacht (!) kann man im Wynn Resort Casino in einer Luxus-Suite sein Haupt betten. Wer hierfür das nötige Kleingeld besitzt kann sich vielleicht auch ins All schießen lassen, um einmal den Lichtstrahl des „Luxor“ aus der Ferne zu sehen ;-)
Solche Superlative können (und wollen) wir uns mit unserem schmalen Reisebudget nicht leisten. Wir „residieren“ im altehrwürdigen „Circus Circus“ – immerhin 3-Sterne-Kategorie und mit 3.600 Betten einstmals das größte Hotel von Las Vegas. Heute ist es etwas in die Jahre gekommen, doch das Preis- Leistungsverhältnis ist klasse, die Betten superbequem. Da wir unter Woche da sind, kriegen wir das DZ für 42 $ – irgendwie ja auch schon wieder ein Superlativ :-) Am Wochenende verdoppeln bis verdreifachen sich die Tarife.
Um 1 Uhr nachts kommen wir völlig pflastermüde wieder im Hotel an. Während in Las Vegas noch kräftig der Dollar rollt strecken wir alle Viere von uns und träumen den nächsten Abenteuern entgegen.

Gesalzener Skulpturenpark (2)

Mono Lake / Kalifornien usa

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Mit dem letzten Licht des Tages erreichen wir den Mono Lake. Der See ist mit 150 m² Ausdehnung der größte Kratersee der Welt. In einer riesigen Senke liegt er vor der gewaltigen Kulisse der Gipfel der Sierra Nevada. Leider sind wir nach dem Besuch des Yosemite NP etwas spät dran, um die sog. Tufas (Tuffsteine) noch aus der Nähe bewundern zu können.

Hell-leuchtend erheben sich die Tufftürme aus dem tiefblauen-grünen Wasser des Natronsees. Doch die Schönheit der skulpturartigen Gebilde täuscht über das traurige Schicksal des Mono Lake hinweg. Durch immensen Wasserverbrauch in Los Angeles fiel der Pegel des Mono Lake seit 1950 um bis zu 15 m. Viele Formationen wurden erst durch die dramatische Reduzierung des Wasserstandes freigelegt. Eine Zeit lang standen die um die unterirdischen Quellen entstandenen Kalkfelsen sogar ganz auf dem Trockenen. Nach schärferen Verbrauchsrestriktionen hat sich das Wasserstand wieder etwas „erholt“, so dass zumindest einige Tufas wieder von Wasser umspült werden.

Während wir unser Abendessen zubereiten verfärbt sich der Himmel violettfarben. Die ersten Sterne sind zu sehen. Nach einem letzten Blick über die Weite des Mono Lake geht es wieder in die Enge unseres „Sparky“ und mit Vollgas hinein in die einbrechende Nacht. Wir wollen noch so viel wie möglich Strecke nach Las Vegas machen. Gegen 21:30 Uhr finden wir einen kostenlosen Stellplatz mit Toiletten und Bänken. Der Highway ist zwar direkt nebenan und die Nacht recht laut, aber wahrscheinlich ist das genau die richtige Einstimmung für den morgigen Tag.

America the Beautiful – 9 fantastische Tage zwischen Wüste und Hochgebirge (Teil 1)

Yosemite Nationalpark / Kalifornien usa

Nach 6 Wochen auf dem Rad wechseln wir das Fortbewegungsmittel für eine Reise durch den Westen der USA. Mit dem Auto wollen wir einige der spektakulärsten Nationalparks besuchen und sehen, was Wind, Wasser und Eis in Jahrtausenden an Naturschönheiten geschaffen.

Gemeinsam mit Sabrina und Robert leihen wir uns für 9 Tage einen Wagen. Der kleine, weiße Flitzer Modell „Spark“ von General Motors ist ein etwas zu groß geratener Smart. Stauraum gibt es kaum. So vertäuen wir unsere Rackpacks auf dem Dach und quetschen den Rest zwischen uns und in alle Ritzen und Räume. Irgendwie bekommen wir uns selbst zum Schluss auch noch rein. Das Abenteuer auf 4 Rädern kann endlich beginnen.

Rund 4.000 km fahren wir kreuz und quer durch Kalifornien, Nevada, Utah und Arizona mit unserem „Sparky“. Was wir auf dieser Strecke an atemberaubend schöner, eindrucksvoller Landschaft sehen, lässt sich in Worten nur schwer beschreiben, muss unvollständig bleiben. Es sind unvergessliche Augenblicke. Sagenhafte Straßenverläufe führen uns durch Zauberwelten , in denen sich die Natur in verschwenderischen Farben und Formen zeigt.

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Den Auftakt macht der Yosemite Nationalpark. Nach der steppenhaften Region östlich von San Francisco wirkt der fantastische Landschaftspark wie eine Oase.

Das Yosemite Yalley ist tief in den Granit der Sierra Nevada eingeschnitten. Mäandernd schlängelt sich der Merced River durch das Tal. Zu dieser Jahreszeit führt er nicht mehr viel Wasser, doch seine Oberfläche ist glasklar und spiegelt die umliegenden Gebirge in der Mittagssonne.

Am Valley View legen wir einen längeren Stopp ein. Das Herbstlaub leuchtet, Wiesen, kleine Sandbänke und geschliffenes Gestein schmücken den Fluss. Ein wunderbares Postkartenmotiv.

Auf kurvenreicher Strecke geht es hinaus aus dem Tal. Der Wald ist nicht sehr dicht. Feuer haben ihm in den vergangenen Monaten und Jahren zugesetzt.

Vom Glacier Point bietet sich ein sagenhafter Blick auf das gewaltige Granitmassiv der Sierra Nevada. Der „halbierte“ Monolith „Half Dome“ überragt alles in der Umgebung. Gefesselt stehen wir hoch über dem Tal. 1.000 m steil fällt die Wand vor uns ab. Die Eindruckskraft der schroffen Felswände wird durch das Licht der wärmenden Morgensonne noch verstärkt. Auf einem Baumstumpf machen wir es uns gemütlich und essen unser Frühstück mit „Adlerblick“ auf die Umgebung.

Anschließend erkunden wir auf 2 hübschen, leichten Trails die Umgebung und wandern zu den Vernails Falls und zum ausgetrockneten Mirror Lake. Dann ist die Zeit auch schon um.

Über den 3.000 m hoch gelegenen Tioga Pass verlassen wir Yosemite Richtung Osten. Hier oben ist es nur dank der Sonne noch angenehm warm. Sobald der Wind auffrischt wird es kühl. Mit dem Auto geht es rasch und kurvenreich hinunter. Der schnelle Abstieg aus der Vegetation des Nationalparks in die Trockenheit des 1.000 m tiefer gelegenen Mono Valley in der Abendsonne ist noch einmal ein Erlebnis.

„If you are going to San Francisco …“

San Francisco/ USA usa
573. Reisetag
19.000 km / 124.014 hm

IMGP4100Die letzten Etappen waren kräftezehrend. So schön, wild und ungezügelt der Küstenabschnitt in Nordkalifornien ist, so steigungsreich ist er auch. In 3 Tagen überwinden wir fast 3.500 Höhenmeter. Das mussten wir nicht mal in Südamerika absolvieren!

Dass die Region um San Francisco herum ein erdbebengefährdetes Gebiet ist bekommen wir erstmals in Half Moon Bay “zu spüren” (Nach dem Besuch der Stadt). Mitten in der Nacht entlädt sich die geologische Spannung in Form von kleinen Erdbeben. Der Boden unter unserem Zelt vibriert – zweimal für ca. 20 Sekunden innerhalb weniger Minuten. Es sind keine “Big Bangs” – wie die Amerikaner sagen – doch es ist schon ein irritierendes Gefühl, wenn die Erde, die sonst festen Halt bietet in Bewegung gerät.

Die letzte Nacht vor der Einfahrt nach San Francisco verbringen wir bei Doug in Sausalito. Der Ort ist hübsch und nobel. Ein Platz für Besserverdienende mit einer unglaublichen Yachthafenkonzentration. Doug ist begeisterter Radfahrer, ein feiner Mensch und ein fantastischer Gastgeber. Nach allen Regeln der Koch- und Backkunst verwöhnt er uns. Alles ist selber zubereitet: Lasagne, bunter Salat und Saucen Hollandaise, Coffe-Cakes und Apfelmus, Lemon- und Himbeer-Sorbet, Brownies mit Vanille-Eis und Schokosauce und nicht zu vergessen Black Bottom Pie (ein Traum von Eierschaum-Kuchen mit Schokoladenboden). Es ist wie im Schlaraffenland.

Am nächsten Morgen klettern wir ein letztes Mal einen 10%igen Anstieg hinauf, dann liegt sie uns „zu Füßen“: die Golden Gate Bridge. Am Viewpoint (Aussichtsbereich) legen wir einen ersten Stopp ein und genießen den Blick auf das Wahrzeichen der Stadt. Auf der Landzunge zwischen Pazifik und San Francisco Bay erhebt sich die Skyline mit den für amerikanische Städte typischen Hochhäusern. Zwischen all den Skyscrapers unübersehbar das 1972 errichtete pyramidenartige Transamerica Buildung (260 m), noch immer das höchste Gebäude der Stadt.
Dann fahren wir auf die Golden Gate Bridge. Die enge Einfahrt durch das „Goldene Tor“ in die Bucht von San Francisco ist ein bewegendes Erlebnis. Oft haben wir in den vergangenen Tagen diesem Moment entgegengefiebert. Und nun sind wir am Ziel. Wieder geht ein Kapitel unserer Reise damit zu Ende … und wir schlagen ein neues auf.
Sechsspurig fließt der endlose Verkehrsstrom über die sechsspurige Fahrbahn. Daneben der Fuß- und Radweg. Wir fahren ohne Hast. Die Zeit auf diesem filigranen Stahl-Koloss wollen wir in vollen Zügen genießen.
2.373 m ist die Brücke lang. Die Spannweite zwischen den 227 m hohen Pfeilern beträgt 1.280 m. Als wir am Spätnachmittag auf der anderen Seite ankommen taucht die Sonne die Golden Gate Bridge in gleißendes Rot und das umliegende Land erstrahlt in warmen Gelb- und Brauntönen.

San Francisco selber ist kein gutes Pflaster für Radler – zumindest für vollbepackte wie uns mit 35 kg Gepäck. Die hügelige Topographie und die Stadtplaner sind „schuld“. Zahlreiche schnurgerade Straßen mit steilem Gefälle verlaufen achterbahnähnlich auf und ab. Wir umgehen die schlimmsten Steigungen auf einem Stück des „49-Mile Scenic Drive“ und kommen bei Nick im Stadtteil Mission unter. Ein Hotelzimmer ist nicht bezahlbar. San Francisco ist das teuerste Hotelpflaster unter den großen Städten an der Westküste.
Mission dagegen ist das „alte Kreuzberg“ von San Francisco – etwas schmuddelig aber mit Charme und alternativem Leben. Viele skurrile Läden, Szene-Bars und mexikanische Minimärkte reihen sich aneinander. Auf den Bürgersteigen wird offen gedealt und konsumiert. Arme, Obdachlose und Kranke prägen genauso das Straßenbild wie die „bunten Vögel“. Uns schockiert der Anblick so vieler Menschen am sog. „Rand der Gesellschaft“. Obwohl wir aus vielen bereisten Ländern Armut „gewohnt sind“, schockiert uns das Schicksal dieser Menschen und die harte, reale Welt des amerikanischen Alltags fern des „American Dream“. Die „Traumfabrik“ Amerika hat nicht für jeden Happy Ends. „Hire and Fire“ ist gängige Praxis. Wer seinen Job verliert und nicht schnell einen neuen findet, für den ist der amerikanische Traum schnell ausgeträumt. Staatliche Unterstützung europäischer Prägung sind den USA fremd. So landen viele auf der Straße. Ihr aus eigener Kraft zu entkommen gelingt wohl nur im Einzelfall …

Zu Fuß erkunden wir die Stadt. Welch Kontrast am Union Square! Alles ist blitze-blank, fein und edel. Hier ist der Mittelpunkt der Geschäftswelt San Franciscos. Man trägt edlen Zwirn, High Heels und shoppt nach Herzenslust in den Edelboutiquen. Gleich daneben liegt Chinatown. Mehr auf Touris eingestellt als uns lieb ist, aber dennoch sehenswert. Die sagenhaften Angebotssammlungen in den Apotheken und die farbenprächtigen Auslagen faszinieren. Und die exotischen Wohlgerüche aus den Restaurants lassen uns von den heißgeliebten Garküchen in Südostasien träumen …
Unweit der gewaltigen doppelstöckigen San-Francisco-Oakland Bridge (8.300 m!) liegt die Heimstätte der San Francisco Giants. Das Baseball-Team spielt gerade gegen die Kansas City Royals in den World-Series – das Finale der us-amerikanischen Baseball-Profiligen. Tausende Fans pilgern zum Stadion, fantasievoll in den Vereinsfarben gekleidet. Tickets sind heißbegehrt (bis zu 1.000 $) und die Spiele ein echter Straßenfeger. Vor den vollbesetzten Bars der Stadt stehen die Leute auf der Straße und schauen durch die Fensterscheiben gebannt auf die Bildschirme. Wenige Tage später gewinnen die Giants die World-Series und ganz San Francisco trägt schwarz-orange. Wir werfen an diesem Abend nur kurz einen Blick auf dieses amerikanischste Spiel in der Welt des US-Sports und laufen weiter.
Kurz bevor uns unsere Füße den „Dienst versagen“ klettern wir noch zur Hyde Street hinauf. Hier leben die Besserverdienenden. Das Wohnviertel ist gediegen, voller viktorianischer Holzhäuser und Edelappartments. Der Blick auf den Hafen und die Bucht mit „Alcatraz Island“ (ehemaliges Hochsicherheitsgefängnis) ist noch einmal ein Highlight.
Während wir den Ausblick genießen kommt gerade eines der berühmten Cable Cars mit einer Traube Touristen hinaufgefahren. Zwischen all’ den Hochglanzkarossen wirkt die Kabelbahn mit ihrer Großmechanik aus der industriellen Frühzeit wie aus der Zeit gefallen.

Am nächsten Tag fahren wir vollbepackt zum Ferry Building an der Hafenpromenade. Während uns die Fähre schnell und komfortabel wieder nach Sausalito bringt, genießen wir den Blick auf die Skyline. In 14 Tagen werden wir die Stadt ein 2. Mal auf unserem Weg nach L.A. passieren.

Doch zuvor wollen wir den Südwesten Amerikas mit dem Auto erkunden und Doug’s fantastische Kochkünste ein weiteres Mal genießen.

Im Reich der Riesen

Redwood Parks in Kalifornien/ USA usa

Zeltplatz im Humboldt Redwood NationalparkStaunend stehen wir vor „Stout Grove“, dem größten Redwood im Jedediah Redwoods State Park. Um seine Krone sehen zu können müssen wir unsere Köpfe weit in den Nacken legen. Bis zu 100 m hoch werden die größten Exemplare. Die ältesten sind 2.000 Jahre alt. Und wie aus einer anderen Zeit scheinen diese faszinierenden Giganten auch zu stammen. Ihre übergroßen, braun-rot schimmernden Rindenplatten sind tief zerfurcht. Unsere Finger verschwinden darin zur Hälfte. Um sie umfassen zu können, bräuchte es wohl eine Kette von 4 oder 5 Menschen. Wenn sie sprechen könnten, was hätten sie alles zu erzählen, was haben sie alles erlebt …

Unter dem Dach der Baumkronen ist an diesem heißen Oktobertag erstaunlich kühl und wunderbar still. Außer dem Gesang von Vögeln ist nichts zu hören. Der nadelweiche Waldboden dämpft unsere Schritte. Im Licht- und Schattenspiel des Waldes entdecken wir Fabelwesen und wundersame Skulpturen aus Holz. Dunkelgrünes Moos und leuchtende Farne bedeckten entwurzelte Riesen. Alles ist hier noch dem Lauf der Zeit überlassen. Trotz ihrer beeindruckenden Größe wirken die Redwoods filigran, verletzlich. Die Bäume zu berühren, sich an ihre würzig duftende Rinde zu lehnen ist ein berührendes Erlebnis.

Die Fahrt durch das „Reich der Riesen“ ist einer der Höhepunkte unserer Radreise an Nordamerikas Westküste. Ein unvergessliches Erlebnis.

In den kommenden Tagen radeln wir durch mehrere Redwood-Haine und können uns an diesen Giganten nicht satt sehen. Es sind die letzten größeren Bestände Nordamerikas! Auf der „Avenue of the Giants“ säumen Küstenmammutbäume in wechselnder Dichte die Straße. Jede Radumdrehung im Urwald-Korridor ist ein Vergnügen. Mittendrin kreuzt eine Herde Rotwild die Straße. Wir fahren mitten hindurch, keine 5 m Distanz zu den Tieren. Herzklopfen als der Hirsch die Nüstern bläst. Doch das Wild scheut nicht.

Am Eeel River stellen wir unser Zelt an einem riesigen Baumstumpf auf. Dann heißt es Abschied nehmen von der Welt der Redwoods. Es geht wieder an die Küste – zurück zu Sonne, Wind und zahllosen Anstiegen. Bis San Francisco wartet noch viel Muskelarbeit und manche 100′er-Etappe mit 1.000 Höhenmetern und mehr auf uns.