Gaumenreise in Bangkok

Bangkok / Thailand thailand
204. Reisetag
5.940 km, 43.160 hm
(Bericht vom 21.10.2013)

Erster Blick in die Straßenschluchten Was für ein Kontrast! Von den trockenen Hoch- ebenen Zentralasiens in die fruchtbare Flussebene Zentralthailands, vom überschaubaren Bishkek (870.000 Einwohner) in die Megacity Bangkok (8.200.000 Einwohner). Nur 7 Flugstunden sind die beiden Hauptstädte auseinander und doch liegen Welten dazwischen…

Kurz vor der Landung durchbrechen wir die geschlossene Wolkendecke. Aus der Vogelperspektive können wir einen ersten Blick auf das Häusermeer werfen. Die Metropole scheint sich ins Unendliche zu erstrecken … sanft setzt der Airbus auf. Sawadee in Thailand!

Die Millionen-Metropole empfängt uns mit feuchter Hitze, Chaos und … lächelnden, hilfsbereiten Menschen. Im gigantischen Flughafen Suvarnabhumi (51 Gates) „wandeln“ wir durch riesige Hallenkomplexe. Mit unseren ausgefüllten Embarkation Cards und Reisepässen geht es schließlich zum Immigrationschalter. Kurz darauf haben wir ein kostenloses 30-Tage-Visum für Thailand! Wie einfach doch Bürokratie auch sein kann…

Um in die Stadt zu gelangen nutzen wir die hochmoderne, vollklimatisierte Expressline der Airport Rail Line. Auf der 15-minütigen Fahrt rasen wir an Glaspalästen, Slums, goldenen Tempeln, Wolkenkratzern und überdimensionalen Bildern des hochverehrten und hochbetagten Königs Bhumibol vorbei. Dazwischen riesige 4-, 5-, 6-spurige Straßen (in eine Fahrtrichtung!!) voller bunter Fahrzeugschlangen. In der dunstigen Ferne verliert sich der Beton-Dschungel im Ungefähren.

An der Station „Phaya Tai“ steigen wir aus dem Zug. In der drückenden schwül-warmen Nachmittagsluft packen wir unsere unversehrten Räder aus den Kartons, machen sie wieder fahrtauglich und stürzen uns in das abgasgeschwängerte Verkehrschaos Bangkoks. Auf dem Weg zum Hotel sehen wir erst mal nicht viel von der Stadt. Das Straßenwirrwar und der ungewohnte Linksverkehr kosten unsere volle Konzentration. Nach 6 langen Kilometern erreichen wir unsere Unterkunft (Sam Sen Sam Place, http://www.samsensamplace.com/) in der Samsen Road, Soi 3. Ein echtes Kleinod 100 m abseits der lärmenden Hauptstraße, das wir gerne weiterempfehlen.

Die ersten Tage taumeln wir wie staunende Kleinkinder durch die Stadt. In den Straßen und Gassen Alt-Bangkoks (Rattankosin Islands) pulsiert das Leben.

Unsere Augen, Ohren und vor allem Nasen werden mit allen möglichen Sinneseindrücken „bombardiert“. Von unzähligen Handkarren und Eckständen herunter, aus Garküchen und Straßenlokalen heraus wird alles mögliche Essbare verkauft. Kaltes, Heißes, Süßes, Saures, Salziges, Würziges und natürlich: Scharfes! Überall brutzelt, gart, kocht, grillt und dämpft es vor sich hin. Wir betreten ein völlig neues Universum. An jeder Ecke in jeder Straße duftet es anders. Aufgeregt tauchen wir unsere Ess-Stäbchen in Schüsseln köstlich duftender Nudeln, löffeln leckere scharf-saure Suppen (Dom Yam) und kosten an Ständen berühmter Straßenhändler Reis & Curry, Kurzgebratenes, Frühlingsrollen (Po Pee A), würzige Salate und allerlei andere Leckereien. Oft kosten die Gerichte nicht mehr als 1 – 2 €, also 40 – 80 Baht.

Unseren Vitaminhaushalt füllen wir auf den bunten Märkten der Stadt auf. Für wenig Geld lassen wir uns frische Mangos, Durian, Papayas, Jackfruit, Ananas, Longkong, Ur-Guave und Bananen, Drachenfrucht und Tamarinde schmecken.

Und im hektischen Chinatown verirren wir uns in einem Netz aus winzigen Gassen und überfüllten Märkten und bestaunen die Fülle faszinierender Zutaten.

Die Streifzüge durch die Stadt sind dabei alles zugleich: fesselnd und faszinierend, aber auch stressig und ermüdend. An die schwüle Hitze (Bangkok ist eine der heißesten Städte der Welt), den ohrenbetäubenden Lärm und die schlechte Luft in den chronisch verstopften Hauptstraßen können wir uns nur schwer gewöhnen. Lediglich die schweren Gewitter und sintflutartigen Regengüsse sorgen an 2 Tagen für etwas kühlere und frischere Luft in den Morgenstunden.

Auf einer kleinen Tempel-Tour schauen wir uns 3 der schönsten und bedeutendsten Bangkoks an (es gibt über 400 in der Stadt).

Der Wat Phra Kaew ist eine märchenhafte Anlage aber leider auch die Touri-Attraktion. Im Gewühl lautstark, drängelnder Reisegruppen und fotogeiler Schnappschuss-Paparrazis mag nicht so rechte „Tempel-Atmosphäre“ aufkommen. Dennoch beeindrucken uns die bunten Fliesenmosaike, vergoldeten Türme, Fabelwesen und dämonisch aussehenden Tempelwächter. Zwischen den Touristenströmen zollen Bangkoker dem hochverehrten Smaragd-Buddha mit Lotusblüten, Räucherstäbchen und Blattgoldplättchen ihren Respekt. Religiösität und Glücksrituale gehen dabei fließend ineinander über. Ob Geldsorgen oder Kinderwunsch – erste Anlaufstelle bei Wünschen und Bedürfnissen sind die Tempel. Und für das persönliche Glück lässt man schon einige Baht springen. Uns befremdet diese Art des „Ablasshandels“ erst mal. Aber vielleicht dringen wir im Laufe unserer Reise durch Thailand noch etwas tiefer in die Religion ein, die im Land alles durchdringt …

Im Tempelbezirk des Wat Saket ist es da schon deutlich ruhiger. Im Zentrum liegt der „Goldene Berg“ (79 m). 318 Stufen schlängeln sich serpentinenartig zum Goldenen Chedi hinauf (Denkmal in Form einer Bergspitze, die der dauerhaften Stabilität des Buddhismus gewidmet ist). Dichtes Blattwerk knorriger Bäume bietet beim Anstieg angenehmen Schatten. Oben angekommen haben wir ein fantastisches 360-Grad-Panorama. Von hier oben wirkt die lärmende Stadt fast friedlich.

Der „Liegende Buddha“ im Wat Po beeindruckt uns mit seiner schieren Größe. 45 m lang und 16 m hoch ist die Figur, die Buddha in dem Moment zeigt, in dem er ins Nirvana übergeht (Nirvana ist das große Ziel im Theravada-Buddhismus, denn es bedeutet das „Auslöschen“ aller Begierden und damit auch allen Leidens. Wer mehr dazu erfahren möchte: http://de.wikipedia.org/wiki/Nibbana).

Im MBK, einem der vielen gigantischen, vollklimatisierten Konsumtempeln Bangkoks versorgen wir uns mit Sonnencreme und auf dem Wochenendmarkt am Chatuchak Park mit Souvenirs.

Da die Sehenswürdigkeiten oft weit auseinander liegen, die Straßen chronisch verstopft sind und wir die günstigen Busse nutzen (7 – 20 Baht pro Fahrt. Es gibt über 500 Linien aber keinen Fahrplan. Und wenn’s ihn gäbe wäre er ohnehin nicht einzuhalten), endet so mancher Kurztrip fast als Tagesausflug. Wie die Bangkoker diesem Verkehrschaos tagtäglich mit äußerlicher Gelassenheit begegnen, erstaunt uns immer wieder. Wir sind nach 7 Tagen bereits ziemlich erschöpft und stadtmüde. Da kommt das heißersehnte Paket von meinen Eltern aus Deutschland mit Karten und Ersatzteilen gerade recht. Nachdem alles um- und verpackt und die Wintersachen im Hotel eingelagert sind, verlassen wir Bangkok am 21. Oktober mit dem Nachtzug nach Norden, Ziel Uttaradit. Ab jetzt wird wieder in die Pedale getreten …