„Winterwonderland“ (9)

Sequoia Nationalpark / Kalifornien usa

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Das letzte Highlight unserer 9-tägigen Reise durch den Südwesten der USA ist im wahrsten Sinne des Wortes „high“. Im Sequoia Nationalpark wachsen Riesenmammutbäume. In endlosen Kehren geht es auf einer grandios geführten Höhenstraße durch den Nationalpark bis auf 2.000 m Höhe.
Vor 24 Stunden rieselten noch Salzkristalle im heißen Death Valley durch unsere Hände, jetzt knarzen Eiskristalle unter unseren Sohlen. Verrückte Welt!
Auf dem Big Trees Trail stapfen wir entlang einer Lichtung durch tiefen Schnee vorbei an Mammutbäumen der Extraklasse. Vor wenigen Tagen sind 30 cm Schnee gefallen. Das meiste der weißen Pracht liegt noch im Park.
Die dunkelgrünen Nadeln und die orangebraune bis dunkel rotbraune Rinde bilden zusammen mit dem Weiß des Schnees ein wunderschöne Szenerie. Unvorstellbar, was diese Riesen schon alles „gesehen“ haben. Ich lehne mich an die weiche, faserige Rinde eines Sequoias und versuche mir vorzustellen, was er in seinem 2.000-jährigen Lebenszyklus wohl alles schon erlebt hat …
Zum Abschluss dieses wunderschönen letzten Rundreise-Tages geht es zum General Sherman Tree. Der Baum gilt als das größte Lebewesen der Welt. 84 m hoch ragt seine Krone in den tiefblauen Himmel. Sein jährliches zusätzliches Wachstum entspricht der Holzmenge eines „normalen“ Baumes von 20 m Höhe! Am Boden beträgt sein Durchmesser 10 m. Bis zu 3.500 Jahre alt können die Riesensequoias werden. Mit 2.000 – 2.500 Jahren ist der General Sherman Tree gerade in den „besten Jahren“.
Mit einem gemeinsamen Foto am Fuße des Mammutbaumes nehmen wir Abschied von den Urzeitriesen und einer grandiosen Reise durch einige der spektakulärsten Landschaften Nordamerikas. Es war ein unvergesslich-schöne Zeit.

Am Tiefpunkt unserer Reise (8)

Death Valley/ Kalifornien usa

Zabriskie Point

Sechseckig zeichnen sich die Strukturen der flachen Salzpfanne in den ersten Sonnenstrahlen des Tages ab. An vielen Stellen ist die dicke Salzkruste aufgebrochen. Gleißend weiße Salzkristalle kontrastieren mit der dunklen Sandschicht, die sich über den Grund des einstigen Sees gelegt hat.
Vor 3.000 Jahren schimmerte an dieser Stelle einmal die Wasseroberfläche eines bis zu 200 m tiefen Sees. Alles was nach dessen Austrocknen blieb ist diese riesige Salzfläche. Wir stehen am Badwater Point – mit 85,5 m unter Meeresniveau dem tiefsten Punkt des nordamerikanischen Festlandes und auch unserer Weltreise.
Auf der Fahrt hierher und später am Tag wieder hinaus durchqueren wir scheinbar endlose Einsamkeit. Bis zu 3.400 m hohe Gebirgszüge mit sagenhaften Formationen bilden die Grenze des Blickfeldes links und rechts der Straße. Es sind die Panamint Mountains im Westen und Amargosa Range im Osten, die die Niederschläge fern halten und das Tal des Todes zu einem der trockensten Gebiete der Erde machen. Im Sommer wird es hier glühend heiß. Uns reichen schon die 35°C in der Sonne zur Mittagszeit. Auf dem Weg durch den farbenprächtigen Golden Canyon laufen uns die Schweißperlen. Kein laues Lüftchen kühlt den nassen Film auf der Haut.
Erst auf dem Zabriskie Point gibt es kühlenden Wind. Die bizarre Erosionslandschaft ist wiederum einzigartig und völlig anders zu dem bisher gesehenen.
Auf der Fahrt aus dem Tal hat Sparky kräftig zu kämpfen. Mehrere Höhenzüge von 1.500 m und mehr „stellen“ sich ihm in den Weg. Als wir das Tal in der Mojave Wüste gen Westen verlassen steht die Sonne schon tief. Im sanften Abendlicht passieren wir die Mesquite Sand Dunes, die u.a. in Star Wars als Wüstenkulisse verwendet wurden. Dann geht es endgültig aus dem Death Valley.

Groß, größer – Grand Canyon (7)

Grand Canyon / Arizona usa

Northrim - Grand Canyon

450 km lang erstreckt sich die Schlucht des Grand Canyon im Norden des Bundesstaates Arizona. Rostrot klafft ein riesiger Riss im Colorado Plateau. Bis zu 30 km breit an manchen Stellen. 1.800 m fallen die schwindelerregenden Wände der Schlucht ab. 10 x würde der Kölner Dom übereinandergestapelt hier reinpassen bevor die oberste Spitze aus der Schlucht schaut!
Doch was sagen schon Zahlen. Überwältigt stehen wir am Mather Point. Die Dimensionen dieses weltberühmten Naturphänomens überwältigen schlichtweg Auge und Verstand. Schon wieder kommen wir aus dem Staunen und Schauen nicht heraus. Die vielfältigen Formationen und Farben, Türme und Zacken in den zahllosen Schichtenabfolgen tun ihr Übriges. Zu Recht zählt der Grand Canyon zu den Naturwundern unserer Erde.
Am liebsten würden wir uns mit der grandiosen Aussicht nicht zufrieden geben und in den Grand Canyon wandern. Doch dafür reicht heute die Zeit nicht mehr. Außerdem zieht ein Schneesturm heran. Auf dem Aussichtspunkt wird es rasch bitter kalt. Wir ziehen uns Mützen über und Handschuhe an. Bevor die weiße Wand das Gebiet mit einer „Zuckerschicht“ überzieht machen wir ein letztes Foto auf einem Felsvorsprung. Im Rücken die majestätische Schlucht des Grand Canyon und ganz, ganz tief unten der Colorado River.
Kurz war der Besuch, doch intensiv. Während sich Sparky durch den Schneesturm kämpft tauen wir im Auto langsam wieder auf. Die heutige Fahrt wird noch lang. Denn wir wollen es bis zum …. Ach, lest doch einfach selbst im nächsten Artikel, welches unser nächstes Ziel ist.

Wunderwelt der Farben und Formationen (6)

Bryce Canyon / Utah usa180 Grad Blick in den Bryce-Canyon

Am Bryce Canyon übertrifft sich „Meister Natur“ mal wieder selber. In den vergangen Tagen haben wir ja schon einige „Kunstwerke“ erlebt. Doch als wir am späten Nachmittag am Sunset Point stehen und über die spektakuläre Landschaft blicken, kommen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus.

Las Vegas war beeindruckend, doch was in Jahrmillionen Sonne, Wind und Regen aus diesem Flecken Erde geschaffen haben ist tausend mal besser – wunderbar, berührend.

Überall ragen farbige Felspyramiden aus dem Canyon auf. Wir lassen unserer Fantasie freien Lauf und entdecken jede Menge Fabelwesen. Scheinbar endlos erstrecken sich die bizarr-skurrilen Formationen. Über die Oberfläche ziehen sich parallele Wellen aus hell-orangem Sandstein. Als ob sie auf unsere Ankunft gewartet hätte, kämpft sich die Abendsonne doch noch durch das dichte Wolkenband und taucht den Bryce Canyon kurze Zeit in ein warmes Licht.

In der Ferne erstreckt sich das Paunsaugunt Plateaus. Riesige Wolkenformationen ziehen über die weite Hochebene. Ihre Färbung verheißt nichts gutes. Auf 2.700 m Höhe ist es bereits deutlich kälter als noch im Zion Canyon (1.200 über N.N.). Außerdem frischt der Wind kräftig auf. So verschieben wir unsere Wanderung auf morgen früh.

In der Nacht kühlt es noch mal deutlich ab. Leichter Schneefall setzt ein. Am Morgen ist eine Eisschicht auf dem Außenzelt. Gut, dass wir unsere warmen Daunenschlafsäcke haben.

Nach einer wohltuenden heißen Dusche frühstücken wir mit den ersten Sonnenstrahlen des Tages. Danach geht es zu Fuß mitten hinein in das geologische Felslabyrinth. Wir haben einen Riesenspaß zwischen all’ den Kobolden, Gnomen und Pilzen. Keine Sandsteindorn gleicht der anderen. Wild und ungezügelt hat die Erosion sich hier hinein „gefräst“.

Als wir am späten Vormittag etwas außer Atem den steilen Pfad hinauf bewältigt haben, ist es schon wieder angenehm warm. Doch das Sommerwetter hält nur kurz an. Keine Stunde später kämpft sich „Sparky“ durch einen kräftigen Schneesturm. Die Sicht beträgt teilweise keine 50 m. Hier oben wechselt das Wetter schnell. Gut, dass wir jetzt nicht auf dem Rad sitzen …

Im „vergoldeten Heiligtum” (5)

Gewaltige steile Wände aus Sandstein im Zion Nationalpark

Zion Nationalpark/ Utah usa

Kilometerlang zieht sich der Zion Canyon durch eine schluchtenartige Landschaft. Seinen Namen bekam er von mormonischen Siedlern. Zion ist ein hebräisches Wort und bedeutet so viel wie „Heiligtum“ oder „Zufluchtsort“.

Tief eingeschnitten schlängelt sich das Flussbett des Virgin River durch das immer enger werdende, üppige Tal. Gewaltige Sandsteinwände in allen Rot- und Brauntönen ragen links und rechts des „Scenic Drive“ auf. Bis 600 m sind sie hoch und fallen fast senkrecht ab. Zur Zeit führt der Fluss nur wenig Wasser. Doch nach starken Regenfällen in der Umgebung verwandelt sich der Virgin River in einen reißenden Strom, der immer wieder schwere Schäden anrichtet.

Nach 40 min. erreicht der Shuttle Bus das Ende des „Scenic Drive“. Auf dem Riverside Walk laufen wir so weit bis zwischen Felsen und Virgin River kein Platz mehr bleibt. Das Herbstlauf leuchtet golden auch wenn heute mal nicht die Sonne scheint. Rot-gelbe Blätter treiben auf der Wasseroberfläche des Flusses. Die Luft riecht würzig.

Nach einem schnell eingenommen Mittagessen (es ist kühl und in der Touri-Info dürfen wir nicht essen) geht es wieder in die „schnellste Hutschachtel der Welt“ und mit Vollgas in den äußersten Südwesten Utahs.

„Truthahn satt“ und ein „Schuss Polemik“

San Diego / USA usa
27.11.2014

P1080104Jeden vierten Donnerstag im November wird Thanksgiving in den USA gefeiert. Wie Erntedankfeste in aller Welt preist auch die amerikanische Nationalfeier die Gaben der Natur. Und traditioneller Weise kommt dabei der Truthahn auf den Tisch. 45 Millionen von Ihnen landen jedes Jahr in der Bratröhre.

Und zu keiner anderen Jahreszeit sind so viele US-Bürger unterwegs wie am langen Thanksgiving-Wochende. Fast 50 Millionen rollen kreuz und quer durchs Land zur Familienfeier. Um ihr Wochenende zu verlängern, nehmen sich viele Arbeitnehmer die Tage vorher frei. Auch „unser“ vierspuriger Highway – HWY 1 – ist am Vortag mit einer schier endlosen Blechlawine brechend voll. Während sich die ps-starken Boliden im Schneckentempo vorwärts bewegen, sausen wir mit Rückenwind auf dem Seitenstreifen Richtung San Diego :-)

In der zweitgrößten Stadt Kaliforniens haben wir von Victoria und Judd eine Einladung zu Thanksgiving erhalten. Gemeinsam mit Familie und Freunden begehen wir das amerikanische Erntedankfest. Nach einem kurzen Gebet wünschen wir uns alle „Happy Thanksgiving“ und rücken mit Gabel und Messer bewaffnet dem gewaltigen Truthahn (20 Pfund) zu Leibe. Der Turkey schmeckt ausgezeichnet. Dazu gibt es mashed potatoes (Kartoffelbrei), Bohnen-Pilzgemüse mit getrockneten Zwiebeln, cranberry marmelade (Moosbeerenmarmelade), verschiedenes Gemüse, Salat, allerlei Dressing, Dips und Snacks.
Kaum ist der Hauptgang verspeist geht es auch schon ans Dessert. Es gibt Appel-(Apfel-), Rasperry- (Himbeer-) und Pumpkin pie (Kürbiskuchen), Frucht-Cremetorte und Tiramisu. Nach 2 Stunden Völlerei sind wir satt und kugelrund. Zwei weitere Tage werden wir bei unseren Gastgebern noch bleiben und wir sind sicher, auch danach ist noch jede Menge übrig vom Festtagsmahl …

Spätestens ab Anfang Dezember beginnt für die Amerikaner nun die holiday season, die Vorweihnachtszeit. Seit Oktober sind die Regale voll mit Weihnachts-Kitsch und spätestens seit Mitte November hören wir „Jingle Bells“ rauf und runter in den Supermärkten. Die „Tempel des Konsums“ findet man auch noch im kleinsten Nest. Walmart & Co. kann man nicht verfehlen. Überall stehen sie an den Ein- und Ausfallstraßen. Riesige Parkplätze garantieren, dass jeder mit seinem Wagen vorfahren kann. Und wer fußlahm oder übergewichtig ist, steigt am Eingang auf den Elektro-Shopper um. Fast so gut wie Autoscooter, nur das man nicht rammen darf ;-)

Uns kostet der Einkauf stets mehr Zeit als geplant. Mit unserem Einkaufswagen kämpfen wir uns vorbei an allerlei Aufstellern, ausbremsenden Sonderposten und mannshohen Preisschildern. Weiter führt uns der Weg vorbei an Regalkilometern voll von Junkfood, chips, crackers, donuts, cakes, cookies, dips und genetisch manipulierter Nahrung. Beim Blick auf das „Kleingedruckte“ fragen wir uns gelegentlich, ob die Verpackung gesünder als der Inhalt ist … 20 und mehr „Zutaten“ bei industriell hergestellten Lebensmitteln sind keine Seltenheit und zur Identifizierung der Inhaltsstoffe wäre ein Chemiestudium sicherlich sehr hilfreich. Trotzdem steht nicht immer drauf was drin ist. Dass konventionelle Milch neben Kalzium und Vitamin A auch Wachstumshormone und Antibiotika enthält, muss man wissen. Vielleicht sind wir deswegen so selten krank in den letzten Monaten geworden ….

Natürlich gibt es auch Organic Food, doch dafür muss man tief, sehr tief in die Tasche greifen. Einmal entdecken wir in einem Supermarkt die Aufschrift „Natural Food“ – wie bezeichnend.

Besonders gut gefüllt sind meistens die Tiefkühltruhen und -schränke. Es gibt Eiscreme ohne Ende (in abnorm großen Containern) und alle möglichen Fertigmahlzeiten. Kein Wunder, gilt doch bei Amerikanern schon das Erwärmen einer Tiefkühlpizza als Kochen …

Farbenprächtig auch die Welt der Limonaden. Das zuckersüße Sprudel- und Brausewasser füllt mindestens einen Supermarktkorridor. Bunt ist die Auswahl, schädlich der Inhalt. Letztendlich ist es immer verflüssigter Zucker oder genetisch veränderter Kornsirup.

Wohin der moderne „american way of life“ führt, können wir jeden Tag auf’s Neue sehen. Überall im Straßenbild laufen – oder besser schleppen sich – übergewichtige Menschen herum. Zu viel Zucker, zu viel Salz, zu viele Kohlenhydrate und zu viele Extras haben sie dick und krank gemacht. Das Prinzip mehr ist besser, funktioniert noch immer und überall wird zum Mehrkauf angeregt. Wer gleich 3 Tiefkühlpizzen oder die extrag-große Familienpackung Chips nimmt, kriegt mehr für sein Geld. An den Anblick der „lebenden Fleischberge“ können wir uns auch nach 4 Monaten im Land nicht gewöhnen. Es macht uns traurig und wütend.

Und die unzähligen Fast Food „Lokale“ verdienen sich an den „menschlichen Müllhalden“ dumm und dämlich. Für 100 Milliarden US-Dollar verzehren alle US-Bürger zusammen Fastfood pro Jahr. Nicht einmal für Autos oder für das Studium ihrer Kindern geben die Amerikaner so viel Geld aus wie für Doppel-Whopper und Happy Meals. Noch immer stehen Mc Doof & Co. hoch im Kurs. In dichter Reihenfolge besetzen sie die Hauptverkehrsstraßen. Auf unserer Reise entlang der Westküste können wir in den Städten kaum sagen, ob wir nun in Oxnard oder Monterey sind. Die immergleichen Stripmalls mit ihrem immergleichen Ketten-Mix gleichen wie ein Ei dem anderen.

Damit der „Kunde König“ beim Bestellen von Fritten und Hot Dogs nicht zu viele Kalorien verbrennt, bietet praktisch jeder Fast-Food Chain sogenannte Drive-Through’s an. So muss der eilige Gast für die Labber-Pappe zwischen den Kiemen nicht die Fahrgastzelle verlassen und auch die Müllentsorgung gelingt dank verlängertem Einwurf-Arm am Container ohne schweißtreibenden Ausstieg.

Na dann Prost Mahlzeit!

20.000

Kalifornien/ USAusa 
605. Reisetag (26.11.2014)
20.000 km / 132.268 hm 

IMGP622020.000 km sind wir nun mit unseren Rädern über unsere Erde gerollt. Ein stolze Zahl, die wir lautstark auf dem Highway 1 kurz vor San Diego mit einem „Give me five“ feiern.

20 Länder haben wir nunmehr in 20 Monaten bereist. Mit jedem verbinden wir unvergessliche Momente – Gesichter – Geschichten – Menschen, die uns mit Gastfreundschaft beschenkt und tief beeindruckt haben.
Von mancher Begegnung haben wir auf diesen Seiten berichtet, andere tragen wir allein in unseren Herzen.
Neben etwas Stolz empfinden wir vor allem Dankbarkeit. Dankbar, dass wir so lange diese Welt mit eigenen Augen sehen können. Dankbar, dass uns bisher so viel Gutes widerfahren ist und wir (die meiste Zeit) gesund im Sattel saßen.IMGP6241
Und obwohl das Reisen per Rad entschleunigt, werden wir manch Erlebtes wohl erst nach Ende unserer Weltreise „verarbeiten“, „begreifen“ können.

Doch bis dahin bleiben uns noch einige Monate als Radnomaden. Noch immer sind wir neugierig, haben Spaß am Fahren, an der Bewegung und Begegnung, an Sonne und Wind und Zelten unter freiem Himmel. Wir haben noch nicht genug gehört von der Melodie dieser Welt und noch immer fasziniert uns der Tropfen Tau am Morgen, in dem sich das Licht des beginnenden Tages spiegelt.

„Ein Feuerwerk der Natur“ (4 / Fortsetzung folgt)

Valley of Fire State Park / Nevada usa

Panoramablick

 Nach einigen Stunden Schlaf in Las Vegas und einem starken Kaffee geht es am nächsten Vormittag weiter Richtung Osten. Keine 60 Meilen von der Spielerstadt liegt das „Valley of Fire“. Das Tal geizt nicht mit Schönheit und prächtiger Kulisse.

Zunächst gilt es aber sich einen Zeltplatz zu sichern. Viele gibt es im Tal nicht und die wenigen werden nach dem Prinzip „first-come, first-served“ vergeben. Wir haben großes Glück und sichern uns den letzten freien Stellplatz auf dem Arch Rock Campground. Und der Platz ist der Hammer. Fantastisch zwischen stark verwitterten Felsen liegen die ca. 20 Sites. Gäbe es einen Preis für den schönsten Campground in den USA, der Arch Rock würde ganz weit vorne landen.

Doch lange halten wir uns hier erst mal nicht auf. Nach dem Aufbau der Zelte geht es mit „Sparky“ auf einer kurvenreichen Stichstraße Auf und Ab durch das sagenhafte Tal des Feuers. Und in der Tat leuchten die pittoresken Felsen aus rostrotem Sandstein wie Feuer in der Abendsonne. Doch es kommt noch bunter. Vom Parkplatz aus gehen wir 30 min. querfeldein auf einem Trail zur „Fire Wave“. Versteckt zwischen Felsmassiven liegt das Kleinod. Atemberaubend schön leuchtet die gestreifte Sandsteinwelle in den letzten Strahlen des Tages. Welch’ ein Glück, dass wir es hierher noch rechtzeitig vor Sonnenuntergang geschafft haben. Nicht minder farbenprächtig leuchten die Felsen der Umgebung. Gelb vermischt sich mit Rosarot oder Orange, Weiß mit Dunkelrot, dazwischen Purpur und Türkis. Fast alle Farbtöne sind auf den Steinen vertreten. Sagenhaft, unbeschreiblich, wunderschön!

„Ein Feuerwerk der Natur“, so beschreibt es Ria. Besser kann man es nicht ausdrücken. Dieses natürliche Amphitheater nimmt uns gefangen. Verzaubert laufen wir durch die Inszenierung, wollen nicht mehr gehen.

Zurück auf dem Campingplatz lassen wir uns Salzkartoffeln und Salat schmecken. Auch nach Einbruch der Dunkelheit ist es noch angenehm warm. Die Sonne bleibt unsichtbar gegenwärtig, gespeichert im Gestein, dessen Farbe im Schatten noch nachstrahlt.

In der Nacht zieht dann ein heftiger Sturm über das enge Tal. Einige Heringe werden aus dem knochenharten Boden gerissen. Ich muss raus, unser Staika wieder standfest machen. Überall wirbelt Sand durch die Luft. Ich kann kaum etwas sehen. Der Sturm drückt die Zeltwände ein. Durch die Reißverschlüsse dringen feine Sandkörner in unser Zelt. Am nächsten Morgen ist von der Urgewalt bis auf ein paar Windböen nichts mehr zu spüren. Friedlich, freundlich liegt das Tal in der Morgensonne.

Nur die feine Sandschicht auf unseren Schlafsäcken erinnert an das nächtliche Toben.

Maßlosigkeit mitten im „Nichts“ (3)

Las Vegas/ Nevada usa

IMGP4727Stundenlang fahren wir durch steinige Weite. Die Sonne knallt erbarmungslos auf’s Auto. Schwitzend sitzen wir eingepfercht zwischen unserem Hab & Gut. Im Durchschnitt fallen in der wüstenartigen Landschaft der Nevada 10 cm Regen im Jahr. Heftige Winde treiben Sandwolken über die ausgedörrte Ebene. Im Westen erheben sich Gebirgsformationen bis 3.600 m Höhe. Kaum zu glauben, aber im Winter wird hier Ski gefahren …
Der Highway führt wie mit dem Lineal gezogen durch Ödnis und Monotonie …. bis, ja bis sie auf einmal auftaucht – die Skyline von Las Vegas. Ein Raumschiff, ein anderer Planet mitten im Nichts, überragt vom weithin sichtbaren 300 m hohen Stratosphere Tower.
Aus dem einstigen Wüstenkaff ist nach Aufhebung des Glücksspielverbots in weniger als 80 Jahren eine gigantische Vergnügungsmetropole aus dem Boden gestampft worden. Im Großraum leben 2 Mio. Menschen. Trotz der Trockenheit haben viele Einfamilienhäuser saftig-grünen Rasen im Vorgarten und Swimmingpool. Man gönnt sich ja sonst nichts …
Wir „entern“ die Schein- und Glitzerwelt auf riesigen 8-spurigen Highways. Der Weg ins Zentrum ist erstaunlich schnell gefunden. Auf der Hauptstraße „Freemont Street“, die alle nur den Strip nennen, fahren wir mit ungläubigen Augen und offenen Mündern einmal rauf und runter. „Ist das krass ejh!“ entweicht es Ria :-)
Riesige Hotelkomplexe und Spielhallen ragen protzig in den wolkenlosen Himmel. Casino-Fassaden und Leuchtreklamen (die Unmengen von Strom fressen) reihen sich kilometerlang aneinander. Glücksspiel, Show und Entertainment dominieren die Stadt. Außerdem Massen von Geschäften, Restaurants und Bars. Rund 40 Millionen kommen jedes Jahr nach „Sin City“. Die Bürgersteige sind mit Palmen „aufgeforstet“. Unter die vergnügungslustigen Touris mischen sich Klein- und Selbstdarsteller und „Fake-Promis“ (Elvis, Darth Vader, Lady Gaga etc.), die für 1 $ ein Schnappschuss mit sich und der Laufkundschaft machen lassen.
Im Inneren der Casinos fühlen wir uns wie in eine andere Welt gebeamt. Überall blinken in den weitläufigen Spielhallen Glücksspielautomaten und wollen Hoffnung auf prasselnden Geldregen machen. Hunderte der sog. Slot Machines reihen sich aneinander. Etwas verloren und manchmal wie paralysiert wirken die Gestalten davor. Unablässig füttern sie die gefräßigen einarmigen Banditen mit „Quarters“ (25 US-Cent). Nur selten spuckt einer wieder was aus. An den Pokertischen wird mit hohem Einsatz gespielt. Anderswo vertreiben sich Zockerfans die Zeit mit Baccarat, Roulette und Blackjack. Die Glitzerwelt ist ein Kosmos für sich. Zeit und Raum sind aufgelöst. Tageslicht fällt hier nie rein.
Nach 1 Stunde haben wir genug gesehen. Die Dauerbeschallung auf die Ohren macht müde und gereizt. Wir schlendern noch ein Weile den Strip auf und ab. Von den exklusiven Hotels will jedes mit eigenen Superlativen und Attraktionen Kunden gewinnen. Das palastartige Bellagio lockt mit einem See, auf dem alle 30 min. eine Art „Wasserballett“ aus hunderten Fontänen zu Pop- und Klassikmusik aufgeführt wird.
Am „New York – New York“-Komplex kann man mit einer spektakulären Superachterbahn um das riesige Gebäude rasen (16 $!) und aus der Spitze der Glaspyramide des Hotels „Luxor“ schießt ein Lichtstrahl in den Himmel, den man angeblich sogar aus dem All sehen kann … Und für schlappe 5.000 $ pro Nacht (!) kann man im Wynn Resort Casino in einer Luxus-Suite sein Haupt betten. Wer hierfür das nötige Kleingeld besitzt kann sich vielleicht auch ins All schießen lassen, um einmal den Lichtstrahl des „Luxor“ aus der Ferne zu sehen ;-)
Solche Superlative können (und wollen) wir uns mit unserem schmalen Reisebudget nicht leisten. Wir „residieren“ im altehrwürdigen „Circus Circus“ – immerhin 3-Sterne-Kategorie und mit 3.600 Betten einstmals das größte Hotel von Las Vegas. Heute ist es etwas in die Jahre gekommen, doch das Preis- Leistungsverhältnis ist klasse, die Betten superbequem. Da wir unter Woche da sind, kriegen wir das DZ für 42 $ – irgendwie ja auch schon wieder ein Superlativ :-) Am Wochenende verdoppeln bis verdreifachen sich die Tarife.
Um 1 Uhr nachts kommen wir völlig pflastermüde wieder im Hotel an. Während in Las Vegas noch kräftig der Dollar rollt strecken wir alle Viere von uns und träumen den nächsten Abenteuern entgegen.

Gesalzener Skulpturenpark (2)

Mono Lake / Kalifornien usa

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Mit dem letzten Licht des Tages erreichen wir den Mono Lake. Der See ist mit 150 m² Ausdehnung der größte Kratersee der Welt. In einer riesigen Senke liegt er vor der gewaltigen Kulisse der Gipfel der Sierra Nevada. Leider sind wir nach dem Besuch des Yosemite NP etwas spät dran, um die sog. Tufas (Tuffsteine) noch aus der Nähe bewundern zu können.

Hell-leuchtend erheben sich die Tufftürme aus dem tiefblauen-grünen Wasser des Natronsees. Doch die Schönheit der skulpturartigen Gebilde täuscht über das traurige Schicksal des Mono Lake hinweg. Durch immensen Wasserverbrauch in Los Angeles fiel der Pegel des Mono Lake seit 1950 um bis zu 15 m. Viele Formationen wurden erst durch die dramatische Reduzierung des Wasserstandes freigelegt. Eine Zeit lang standen die um die unterirdischen Quellen entstandenen Kalkfelsen sogar ganz auf dem Trockenen. Nach schärferen Verbrauchsrestriktionen hat sich das Wasserstand wieder etwas „erholt“, so dass zumindest einige Tufas wieder von Wasser umspült werden.

Während wir unser Abendessen zubereiten verfärbt sich der Himmel violettfarben. Die ersten Sterne sind zu sehen. Nach einem letzten Blick über die Weite des Mono Lake geht es wieder in die Enge unseres „Sparky“ und mit Vollgas hinein in die einbrechende Nacht. Wir wollen noch so viel wie möglich Strecke nach Las Vegas machen. Gegen 21:30 Uhr finden wir einen kostenlosen Stellplatz mit Toiletten und Bänken. Der Highway ist zwar direkt nebenan und die Nacht recht laut, aber wahrscheinlich ist das genau die richtige Einstimmung für den morgigen Tag.