Letzte Stunden in Südostasien

Kuala Lumpur / Malaysia malaysia
332. Reisetag
10.910 km, 66.910 hm

Skyline von KL mit den Twin TowersDie letzten Radtage in Malaysia waren kein echtes Vergnügen. Heiß, heißer, am heißesten! Bei über 50 °C in der Sonne rinnen Schweiß und Sonnencreme nur so an uns runter. Der Durst lässt sich kaum stillen und wir schütten jede Menge Wasser in uns rein. Zum Glück gibt es in vielen Orten Wasserautomaten. Für 10 – 20 Sen bekommt man 1 L Wasser. In den Supermärkten zahlen wir dafür locker das 15fache! Landschaftlich bietet die Strecke im Westen des Landes kaum Reize. Und so spulen wir trotz der Hitze meist 100 km und mehr am Tag ab.

Je näher wir Kuala Lumpur kommen, desto dichter wird der Verkehr. Richtung City schlängeln sich schier endlose Fahrzeugkolonnen über die vier- und sechsspurigen Highways und tragen zur Verschlechterung der ohnehin stark belasteten, stickig-schwülen Luft bei … und wir mitten drin in Gewühl und Gestank. Dank Navi behalten wir in dem verwirrenden Schnellstraßensystem und den verwinkelten Gassen aber halbwegs den Überblick.

Kuala Lumpur ist eine gigantische, hektische Stadt – eine merkwürdige Mischung aus alt und neu. Hoch, höher, am höchsten lautet hier das Motto. Riesige Bauten aus Beton, Glas und Marmor stehen neben alten, zweistöckigen chinesischen Geschäftshäusern und Resten alter Straßenzüge. Viel ist vom alten Geschäftsviertel aber nicht mehr übrig geblieben. Moderne Banken- und Bürohäuser und glitzernde, vollklimatisierte Shopping-Komplexe dominieren das Zentrum. Hier wird Geld verdient und Geld ausgegeben. Und die Stadt wächst weiter in die Höhe. An vielen Stellen werden neue Betonbauten in den Himmel gezogen, graben sich Bohrer und Bagger ohrenbetäubend in das Erdreich. Mit Einbruch der Dunkelheit erwacht das Nachtleben in den Häuserschluchten. Die verhaltene, strenge islamische Art des Tages scheint nur noch Fassade zu sein. Discos, Kneipen, Clubs, Puffs, Alkohol und andere Drogen locken ihr Publikum an.

Die moderne Architektur KL’s ist zum Teil sehr reizvoll und keineswegs monoton wie noch in Bangkok. Zwischen den Hochhauskomplexen tun sich vereinzelt grüne Oasen auf. Doch wir haben kaum noch Zeit und Muße, das faszinierende Zusammenspiel aus Glas, Beton und Edelstahl zu betrachten und uns auf die Stadt einzulassen. Zu viel ist für die Reise über den „großen Teich“ zu tun, zu oft müssen wir die Unterkunft wechseln (3 x) und zu sehr sind wir in Gedanken schon auf dem Weg nach Buenos Aires.

Bei David dürfen wir einen Tag noch einmal für ein paar Stunden das „süße Leben“ genießen. Für 1 Nacht kommen wir in einem Himmelbett in seinem Luxusappartment unter und können den hauseigenen Swimmingpool mit allen Annehmlichkeiten nutzen. Währenddessen stehen unsere Räder streng bewacht wie „Fort Knox“ beim Portier. Zahlreiche Sicherheitsmitarbeiter streifen durch die Anlage und salutieren militärisch korrekt vor uns. Schon etwas befremdlich ….

Am Abend blicken wir vom 10. Stockwerk aus direkt auf die faszinierenden Twin-Towers. Wie für die Ewigkeit geschaffen, ragen die Türme 452 m in den Himmel. Jetzt wissen wir warum Wolkenkratzer auch Wolkenkratzer heißen :-)

Rund um die einst größten Gebäude der Welt gruppieren sich 21 weitere Hochhauskomplexe. Gebannt schauen wir von unserem Fenster aus auf die nächtliche Glitzerwelt. Fast scheint es uns als wären wir in der Zukunft gelandet…

Doch unser Ziel heißt Südamerika. Noch 9  Stunden dann geht’s in die Neue Welt. Irgendwie genauso unwirklich wie diese Stadt des 21. Jahrhunderts. Vorher heißt es noch zum 65 km entfernten Kuala Lumpur International Airport zu kommen und unsere Räder „flugtauglich“ in Kartons zu verpacken. Gut 30 Stunden wird der Flug dauern. Viel Zeit um unsere Zeit in Eurasien Revue passieren zu lassen und von der Neuen Welt zu träumen.

Also dann: !Hasta pronto“!

Malaysischer Multikulturalismus

George Town / Malaysia malaysia
321. Reisetag
10.477 km, 65.454 hm

 

P1000721Nach fast 3 Stunden Sucherei haben wir doch noch ein erschwingliches Hotel in George Towns Altstadt gefunden. Wir sind im Pin Seng in der Love Lane untergekommen. Ein typisches Chinesenhotel, wie es viele in der Altstadt gibt. Das Gebäude ist über 100 Jahre alt, zum großen Teil aus Holz, ein bischen wie aus der Zeit gefallen. Die Zimmereinrichtung ist spartanisch und hat ihre beste Zeit schon lange hinter sich. Aber irgendwie hat das in die Jahre gekommene Interieur schon wieder was für sich.

Dösend liege ich auf meinem Bett. Durch die Lammellenfenster scheint das gleißende Licht der Mittagssonne. Die Hitze schlaucht uns. Draußen sind es jetzt unerträgliche 46°C in der Sonne. Im Zimmer „nur“ 33°C. Der Ventilator läuft auf Stufe 5 und verschafft etwas Abkühlung. Unablässig surrend dreht er seine Runden. Während sich mein Blick an die Decke heftet ziehen noch einmal die vergangenen Tage an mir vorüber ….

Der Grenzübertritt nach Malaysia ist völlig unproblematisch. Ein Stempel in jeden unserer Pässe und schon können wir ohne Visum 3 Monate im Land bleiben.

Das erste was uns auffällt: Malaysias Straßen sind wesentlich voller. Vor allem sind viel mehr Pkw’s unterwegs. Bei Rot wird an den Lichtzeichenanlagen wieder gehalten… und die Ampelphasen dauern oft unerträglich lange. In jede Himmelsrichtung geht es mit eigener Grünphase. Wenn wir Pech haben stehen wir 3 Minuten schweißtriefend im Motorengestank. Befahrbare Randstreifen wie in Thailand gibt es leider nur noch selten. So kommt uns der ohrenbetäubende Verkehr oft sehr nahe. Nicht immer ganz angenehm und ungefährlich.

Landschaftlich ist der Abschnitt bis George Town wenig reizvoll. Abgeerntete Reisfelder und (Öl-) Palmenplantagen prägen die Westküste Nordmalaysias. Dafür hat sich das Straßenbild abrupt geändert. Statt Mönchen in ihren orangenen Gewändern begegnen uns nun wieder Frauen mit Kopftüchern und Männer in Sampings (rockähnlicher Stoff) und Songkoks (traditionelle malaiische Mütze). Täglich erschallt mehrmals der Ruf des Muezzin und auf den vielen Sportplätzen im Land spielen malaiische Mädchen Basketball oder üben sich im Bogenschießen.

Von Butterworth setzen wir mit der Fähre nach George Town über. Beim Blick vom Festland auf die Insel dominieren Wolkenkratzer die Skyline. Doch zum Glück ist die Altstadt mit ihren alten Kolonialhäusern erhalten geblieben. In den Straßen und Gassen herrscht ein geschäftiges Treiben. Die verschiedenen Weltreligionen, Traditionen und Kulturen fügen sich hier auf engstem Raum zu einem bunten, spannenden Mix zusammen. Sofort verzaubert uns diese einzigartige Atmosphäre. In der Luft mischt sich der Duft von Currys und Räucherstäbchen. Von Waren überquellende Läden verkaufen indische Musik und Filme, bunte Sarongs, Gold- und Blumenschmuck, muslimische Gebetsketten, Haushaltswaren, Obst und Gemüse, chinesische Süßigkeiten…

Moslems, Hindus, Buddhisten und Christen arbeiten und beten Tür an Tür. Seit der britischen Kolonialzeit leben die verschiedenen Bevölkerungsgruppen miteinander und haben über viele Generationen eine große Toleranz füreinander aufgebaut. Zwischen alten Kolonialhäusern ruft abends der Muezzin zum Gebet während auf der anderen Straßenseite Chinesen auf Tempelvorplätzen Räucherstäbchen anzünden und Wahrsagerstäbchen schütteln. Und nur wenige Schritte entfernt werden gegen Geldspenden von Priestern an Shiva-Schreinen indische Feuerzeremonien durchgeführt. In den Straßen der Stadt lebt noch die exotische Welt des fernen Ostens.

Kulinarisch sind die Spaziergänge durch die George Town eine einzige Entdeckungsreise. Das Essen ist vor allem ein Mix aus chinesischer, indischer und malaiischer Küche. Es wird gekocht und gebrutzelt, was das Herz begehrt. Die Straßen sind voll von unzähligen Straßenküchen und Ständen, an denen frisch zubereitetes Essen angeboten wird. Die sog. Hawker-Center, überdachte Hallen oder Plätze, sind voll mit essenden Menschen, die um große Tische sitzen und sich die Speisen an den umliegenden Küchen abholen. George Town scheint den ganzen Tag über dem Essen zu frönen.

Wir laben uns an indischen Murtabaks, Currys, frischen Dosais und knusprig-fluffigen Rotis , schlürfen leckere säuerlich-scharfe Penang Laksa (weiße Nudelsuppe mit Fischsauce, Nyonya-Küche), beglücken uns mit Dim Sum (kleine Gerichte die gedämpft oder frittiert sind, Hainan-Küche) und kühlen unsere Gaumen mit einem Cendol (grüne, geleeartige Reisnudeln mit Kokosmilch, Palmzucker, roten Bohnen und gecrushtem Eis, malaisches Dessert). Und das alles für kleines Geld. Die (Futter)Welt kann so schön sein!

Nach so viel Schlemmerei und Kalorien wird es Zeit, dass wir wieder auf die Räder steigen und die letzten 400 km bis Kuala Lumpur unter die Räder nehmen.

10.000 km „On the Road“

Sadao / Thailand thailand
314. Reisetag
10.280 km, 65.108 hm

P1140093In Krabi nutzen wir ein letztes Mal die Chance und baden im azurblauen Meer an der Andamanenküste. Zwischen den eindrucksvollen Kalksteinklippen von Railay tummeln wir uns mit jeder Menge anderer Touris am Weststrand und genießen noch einmal den Blick auf’s Meer.

Dann geht es in den äußersten Zipfel Südthailands. Hierher „verirren“ sich nur ganz wenige Touristen und so fallen wir mit unseren Rädern noch viel mehr auf als ohnehin schon. Immer wieder rufen uns die Thais „Hello, hello!“ zu. Freundlich winkt man uns zu. Die Provinzen durch die wir fahren wirken ärmer als im Rest des Landes. Immer wieder kommt es in diesem Teil Thailands zu politischen Unruhen und Anschlägen. Uns fallen vor allem die erhöhte Militär- und Polizeipräsenz und Fahrzeugkontrollen an den Shoppingmals auf. Die Regierungsgegner habe hier ihre Hochburgen.

Auf der hügeligen Nationalstraße 4 zwischen Trang und Hat Yai „machen wir Strecke“ (in 3 Tagen 350 km) und atmen reichlich Rußpartikel. Jeden Tag brausen unaufhörlich Trucks und Pick Ups an uns vorbei und produzieren jede Menge Abgase und ohrenbetäubenden Lärm. Und auf einem der zahllosen Hügel ist es dann soweit – der 10.000 Kilometer ist gefahren. Ein besonderer Moment. Hätte uns jemand in Ungarn oder Bulgarien gesagt, dass wir angesichts meiner Knieprobleme so weit fahren würden, wir hätten es wohl nicht geglaubt.

Kurz vor Phatthalung mischen sich plötzlich ganz andere Klänge in die unablässigen Motorengeräusche. Von irgendwo dringt ungewöhnliche Musik an unsere Ohren. Wir folgen den Klängen und landen mitten in einer thailändischen Familienfeier. Man lädt uns sofort ein Platz zu nehmen und dem Schauspiel aus Tanz und Musik beizuwohnen.

Auf der Bühne wird Lakhon aufgeführt – ein uraltes Tanzdrama Thailands. 7 Männer auf der Bühne tanzen mit synchronen Bewegungen choreographierte Muster. Auf dem Kopf tragen sie einen hohen, goldenen Kopfputz, der mit farbigem Mosaik besetzt ist. Die Tänzer sind alle barfuß. Silberne Armreife zieren ihre Arme. Die bunten Sarong-ähnlichen Röcke werden von Metall-Gürteln mit kunstvoll verzierten Schnallen gehalten. Kleine, kaum merkliche Schritte und anmutige Armbewegungen fließen von einer Pose zur nächsten. Lange Metallfingernägel unterstreichen die graziösen Bewegungen. Um dieses komplexe Tanz-Alphabet so leicht zu präsentieren bedarf es jahrelangen Trainings. Begleitet wird ihr Tanz von einem Pi Phat, einem Musikensemble mit Perkussioninstrumenten. In den Tanzpausen werden wohl derbe Witze gemacht. Das Publikum lacht jedenfalls herzhaft. Wir verstehen natürlich kein Wort. Aber das macht nichts. Bei Melonen und eisgekühltem Wasser genießen wir die Aufführung und die Gastfreundschaft der Thais. Und wieder einmal sind wir froh uns auf Neues, Unbekanntes eingelassen und so einen kleinen Einblick in eine uns noch immer fremde Kultur erhalten zu haben.

Heute geht es über die Grenze nach Malaysia und damit vom Buddhismus zurück in den Islam, der im Land Staatsreligion ist. Der Wahlspruch des 28 Millionen-Einwohner zählenden Staates „Bersekutu Bertambah Mutu“ („Einheit ist Stärke“) könnte auch unser Wahlspruch für die nächsten 10.000 km sein. Auf geht’s.

Zurück auf der Straße

Ao Luk / Thailand thailand
307. Reisetag
9.875 km, 63.045 hm

IMGP5533 Nach 2 erholsamen Strandwochen in Bang Saphan Yai an Thailands einsamer Ostküste, jeder Menge Badespaß, weichem Sand zwischen den Zehen und vielen Lesestunden schwingen wir uns mit einer „Schatzkiste“ voller Muscheln im Gepäck wieder auf unsere Räder.

Vom Thailändischen Essen haben wir auch nach 2 Monaten im Land noch nicht genug. Egal ob Pad Thai, Fried Rice oder die bunten feurig-scharfen Currys, auch beim 20. Mal schmeckt es uns. Dazu gibt es auch immer kostenlos eisgekühltes Wasser, so dass für 2 – 4 € Durst und Hunger eine Weile gestillt sind.

Bei der Schärfe haben wir langsam den “Dreh raus“. Es gibt „no spicy“, „little spicy“, „spicy“, „very spicy“ und „No!“. Mit durchschnittlichem, europäischen Schmerzempfinden sollte man sicherheitshalber immer eine „Spicy“-Stufe niedriger bestellen als gedacht. Die Thais vertragen einiges an Schärfe. Wir sind immer wieder erstaunt wie viele Löffel Chili in eine Suppe wandern können, ohne dass man bei deren Genuss anschließend einen sofortigen Herzstillstand erleidet (sofern man Thai ist). Wer es also „spicy“ will bestellt besser „little spicy“ usw.

Ach ja, „No!“ heißt übrigens so viel wie „Versuch es erst gar nicht, sonst müssen wir Dich direkt an der Garküche reanimieren.“

Am ersten Tag im Sattel spüren wir die Radpause noch deutlich. Hintern und Beine wollen erst wieder an das lange Sitzen und Treten gewöhnt werden. Leider stellt auch der böige Nordostwind genau am Abreisetag seinen „Betrieb“ ein, so dass wir ohne Rückenwind in die Gänge kommen müssen.

Nach 70 km entdecken wir auf der Suche nach einer Unterkunft ein verlassenes Ressort in einer Traum-Bucht. Die Anlage wird wohl schon ein paar Jahre nicht mehr betrieben, im Pool haben sich Algen breit gemacht. Außer uns sind nur ein paar Kokosnusspflücker am Strand. Während sie die reifen Früchte ernten nehmen wir ein erfrischendes Bad im kristallklaren, blauen Meer und bauen anschließend unser Zelt auf. 2 ausrangierte Stühle sind auch schnell gefunden und so genießen wir ganz allein und kostenlos Meeresrauschen und Postkartenansicht. Während wir unsere letzten Bananen und eine Ananas verdrücken legt sich sanft die Dämmerung über die Kokospalmen. Welch’ ein glücklicher Abend.

In den nächsten Tagen geht es von der Ost- an die Westküste. Die Etappen sind nun doppelt so lang und das Fahren wird deutlich anstrengender und anspruchsvoller. Immerhin sind wir noch in den südlichsten Ausläufern des Himalay unterwegs. Zahlreiche kleine Anstiege lassen uns kräftig ins Schwitzen kommen. Das Thermometer zeigt Mittags 40° – 42°C (in der Sonne). Am Ende des Tages stehen regelmäßig 600, 700 Höhenmeter auf dem Tacho und wir wissen was wir getan haben. Doch das Radeln durch Thailands südöstliche Golfregion und entlang der Andamanenküste macht Freude. Der Asphalt ist meist gut, der Verkehr gering, fast immer gibt es einen Seitenstreifen und die Straße windet sich durch abwechslungsreiche hügelige Landschaften.

Im Wasana Resort an der Andamanenküste verbringen wir 2 entspannte Ruhetage. Die farbenfrohe Bungalowanlage liegt direkt am Eingang zum Laem Son National Park. Aufgrund der Unruhen im Land ist der Park allerdings geschlossen. Wir umgehen die Sperre jedoch auf einem Schleichweg an der Küste und haben den traumhaften, 3 km langen weißen Hat Bang Ben Strand ganz für uns.

Durch Mangrovensümpfe und muslimisch geprägte Ortschaften geht es zurück auf die Nationalstraße Nr. 4 und weiter Richtung Süden zum Khao Sok National Park. Die Region um den Khao Sok ist der feuchteste Ort in ganz Thailand und der Regenwald mit 160 Millionen Jahren der älteste der Welt. Wir können jedoch trockenen Fußes durch den dichten Urwald wandern. Auf schmalen, teilweise anspruchsvollen Kletterpfaden geht es über Stock, Stein und durch Flussbetten. Das Gelände ist eines der letzten intakten Habitate für große Säugetiere (Elefanten, Tiger, Tapire, Gibbons u.a.) und Lebensraum von über 300 Vogelarten. 2 Tage verbringen wir hier und kommen uns ein bischen vor wie in Jurassic Park.

Nach 8 Wochen im Land des Lächelns nähert sich unser Aufenthalt in Thailand so langsam dem Ende. Noch gut 350 km sind es bis zur malaysischen Grenze.

One Night in Bangkok

Bangkok / Thailand thailand
275. Reisetag
9.253 km, 59.550 hm

P1130953Die Wiedereinreise nach Thailand ist etwas langwierig. Am Grenzübergang in Poipet herrscht ein chaotisches Durcheinander von Markttreiben, Fernverkerkehr, Grenzhandel und Touriströmen. Hier erfahren wir auch, dass man seit Mitte November bei der Einreise über Land statt bisher 15 Tage nun eine 30-Tage-Aufenthaltsgenehmigung kostenlos bekommt! Danke, dass uns das niemand in der thailändischen Botschaft in Vientiane (Laos) gesagt hat. So sind wir um 50 € ärmer und haben jetzt ein 60-Tage-Visum, das wir gar nicht benötigen.  Die Strecke nach Bangkok ist landschaftlich nicht reizvoll und so fahren wir die 400 km in 3 1/2 Tagen zügig durch. “Highlight” ist die letzte Hotel-Übernachtung vor der Stadtgrenze. 450 Baht soll das Zimmer kosten. Wir fragen, ob es nicht auch ein billigeres gibt. Auf der in Thailändisch verfassten Werbetafel sind 450 und 250 Baht angegeben. Klar! Die Dame nickt und zeigt auf 3 Finger ihrer ausgestreckten Hand. Komische Geste, denken wir. Aber nach den ersten 3 Wochen im Land kennt man eben noch nicht jede Geflogenheiten… Erschöpft von den 130 km nehmen wir ein entspanntes Bad und schlummern seelig der Nacht entgegen… bis gegen 21 Uhr das Telefon im Zimmer klingelt. Zögernd nimmt Ria den Höhrer in die Hand: “Time out, Time out!” erschallt es am anderen Ende. Für 250 Baht bekommt man in dem Stundenhotel 3 Schäferstündchen, für 450 die ganze Nacht. Nach einigem Hin- und Her einigen wir uns mit den Besitzern schließlich auf 400 Baht und finden endlich unseren wohlverdienten Schlaf :-)

Wie geplant erreichen wir Bangkok am nächsten Tag (29.12.2013), um hier Silvester zu verbringen. Nach 2,5 Monaten und 3.300 km sind wir wieder am Ausgangspunkt unserer “Nordschleife” in Südostasien angekommen. Die eintägige Fahrt in die Millionenmetropole ist weniger problematisch als gedacht. Während wir Richtung Hauptstadt unterwegs sind staut sich auf den vierspurigen Ausfallstraßen der Verkehr kilometerlang. Wir haben schon die Befürchtung Bangkok menschenleer vorzufinden :-)

Doch die Stadt ist so munter, laut und verkehrsreich wie im Oktober. Ein paar hunderttausend Einwohner weniger machen keinen Unterschied. Überall stehen noch Weihnachtsmänner und Rentierschlitten vor den Shopping-Mals, hängt Lametta in den Schaufenstern. Weihnachten ist in Thailand auch 2 Tage vor Neujahr noch lange nicht vorbei und im World Plaza Center erklingen fröhlich-schmetternd Weihnachtsschlager…

Am Silvestertag strömen die Einwohner Bangkoks in Massen zu den Tempeln der Stadt, um für ein glückliches, erfolgreiches neues Jahr zu sorgen. Der Rubel oder besser Baht rollt und wandert in zahllose Spenden- und Sammelboxen. Ob’s hilft ? ….

Den Silvesterabend und die Neujahrsnacht verbringen wir mit Heidi/Markus (Österreich) und Yvonne/Christian (Schweiz). Zwischendurch sind wir sogar 8 Weltreiseradler, da wir Anja und Peter aus Lautertal/Deutschland “über den Weg” laufen, mit denen wir seit Beginn unserer Reise in Emailkontakt stehen. Tja, die Welt ist klein :-)

Das Mitternachtsfeuerwerk können wir zu meinem (Oliver) Leidwesen leider nicht sehen. Unser Platz am Chao Phraya ist zu weit entfernt. Überhaupt bleibt es um 00:00 Uhr in dieser Megametropole ungewöhnlich ruhig. Pyrotechnisches ist am Bangkoker Himmel kaum zu sehen. Dafür spielen jede Menge Live-Bands in den Straßen. Im Stadtteil Banglampoo bleiben wir schließlich vor einer Bühne “hängen” und lassen uns von den Beats mitreißen. Gemeinsam mit Bangkokern und anderen Touris tanzen wir bis in die Morgenstunden, bringen unser “Kulturgut” ein und zetteln eine “Polonaise Blankenese” nach der anderen an. Den Thailändern gefällts und wir haben unseren Spaß. Gegen 04:30 Uhr fallen wir ziemlich erschöpft in unsere Betten und sind überzeugt, dass Tanzen mindestens genauso anstrengend wie Radfahren ist.

Der Song “One Night in Bangkok” von Murray Head wurde leider nicht gespielt und muss hier einfach mal von mir wieder “aufgelegt” werden. Der Hit war 1984 in den Deutschen Charts 20 Wochen auf Platz 1 und einer meiner Favoriten auf meinem ersten Sampler…

Jetzt wird es Zeit für Sonne, Strand und Meer und etwas Urlaub vom Reisen mit dem Rad.

An dieser Stelle herzlichen Dank an alle, die im vergangenen Jahr unsere Reise mitverfolgt und uns unterstützt haben. Wir hoffen, die Postkarten sind alle bei Euch angekommen. Auch im Neuen Radreise-Jahr erfüllen wir gerne wieder Kartenwünsche. Wer Interesse hat und “mitdrehen” will klickt bitte hier.

Die Tempel von Angkor

Angkor / Kambodscha cambodia

Angkor Wat

Im Reiseführer heißt es: „Angkor gehört zu den weltweit eindrucksvollsten Stätten des Altertums und vereint die epischen Proportionen der Chinesischen Mauer, den kunstvollen Detailreichtum des Tadsch Mahal und die symbolische Symmetrie der Ägyptischen Pyramiden.“

Auch wenn im Zitat sehr viel Superlatives ist, die Größe, Pracht, Schönheit und Faszination dieser Stätte sind in der Tat einmalig.

Während des 9. – 13. Jahrhunderts war Angkor politisches, religiöses und gesellschaftliches Zentrum des Khmer-Reiches, das im 12. Jh. mit der Errichtung Angkor Wats seine kulturelle Blüte und seinen Machthöhepunkt erreichte. Zu dieser Zeit sollen etwa 1 Million Menschen in Angkor gelebt haben. Damals die größte Stadt der Welt!

Hunderte erhaltene Tempel(ruinen) im kambodschanischen Dschungel zeugen noch heute von der einstigen Größe des Khmer-Reiches. Ihre Architektur ist die exakte Nachbildung des Universums, wie es im Hinduismus verstanden wird. Im Mittelpunkt steht der heilige Berg Meru (symbolisiert durch die Türme), auf dem die Götter leben, während die bewohnte Erde von einem Urmeer begrenzt wird (Wassergräben und -becken).

3 Tage lang besuchen wir für 40 $/Person die weit verstreut liegenden monumentalen Bauten. Staunend durchstreifen wir in den halb verfallenen Heiligtümern gewaltige Korridore, lichtdurchflutete Gänge, Galerien und verzierte Hallenkomplexe; bestaunen kunstvoll gearbeitete Flachreliefs und Figuren; klettern auf überdimensionalen Stufen steile Treppen hinauf, stehen Göttern und Dämonen „Auge in Auge“ gegenüber während überlebensgroße Gesichter mal milde, mal kalt lächelnd, aber in jedem Fall Ehrfurcht einflößend auf uns niederblicken.

Im Sonnenlicht schimmern überall Skulpturen und Verzierungen aus Laterit- und Sandstein. Mal anthrazitfarben, mal in rot-braunen Tönen, teilweise vom leuchtendem Grün der Moos- und Kletterpflanzen überzogen. Überwall wuchert Natur über die sakralen Stätten. Farne, Flechten und Büsche wachsen auf Vorsprüngen und Dächern. Wurzeln gigantischer Urwaldriesen zersprengen mit schleichender Gewalt die ohne Mörtel und Zement errichteten Türme und Wände.

Trotz aller Kraft der Natur, noch einmal wird Angkor sicher nicht in der westlichen Welt in Vergessenheit geraten. Dafür sorgen Parkranger, die die Natur im Zaume halten und die tagtäglichen Touristenströme ins „Tempelmekka Asiens“. Angkor ist eine „Goldgrube“. Einheimische, die in Bambushütten zwischen den Ruinen leben, verkaufen an den Eingängen und in den Anlagen allerlei Touri-Kram aber auch Gebrauchsgegenstände aus ihrem Alltag (Khmer-Violine, Mundorgel aus Bambus etc.). Nirgendwo kommt man unbehelligt an den teilweise sehr aufdringlichen VerkäuferInnen vorbei. Während wir zielstrebig den Eingängen zustreben ertönt neben uns gebetsmühlenartig der Spruch „You buy, only one dollaaarrr!“ Leider sind viele der VerkäuferInnen Kinder, die diese Arbeit sicher nicht freiwillig machen…

Am letzten Tag besuchen wir schließlich Angkor Wat. Einst strebten die kambodschanischen Gottkönige danach, ihre Vorgänger in Größe und Pracht bei jedem neuen Tempelbau zu übertreffen. Das Ergebnis ist dieser gewaltige Tempel, das größte sakrale Bauwerk der Erde!

37 Jahre lang dauerte der Bau für dessen Errichtung zehntausende Menschen und hunderte Elefanten schuften mussten.

Während wir von Westen aus das Heiligtum betreten wird uns langsam die ungeheure Größe der Anlage bewusst. Auf einer 150 m langen Sandsteinbrücke überqueren wir zunächst das Urmeer. Ein 1,5 x 1,3 km langer rechteckiger Wassergraben umgibt die riesige Anlage. Anschließend durchschreiten wir das Eingangsportal. Die Tore rechts und links des Haupteingangs passierten einst Elefanten. Jetzt können wir zum ersten mal die ganze Tempelanlage sehen. Vor uns liegt ein 350 m langer Damm aus riesigen Steinplatten mit einer Balustrade in Form eines Schlangenkörpers. Am Ende erhebt sich der zentrale Bau mit den 5 Türmen. Der Anblick ist atemberaubend.

Noch einmal lassen wir uns von der perfekten Geometrie und Schönheit der Architektur verzaubern, bewundern Galerien, Portale und Höfe und das mit 800 m Länge längste zusammenhänge Flachrelief der Welt. Die meisterhaften Schnitzereien erzählen wie auf einer steinernen Wandzeitung vom Alltag im Angkor-Reich und seinen zahlreichen Schlachten.

Zurück auf der anderen Seite des Urmeers essen wir eine Stange unseres heißgeliebten Klebereis (im Bambusrohr) und genießen die Abendsonne in deren letzten Strahlen sich die Silhouette Angkor Wats erhaben abzeichnet. 3 faszinierende Tage im Reich der Götter gehen zu Ende.

Rote Sonne, rote Erde

Siem Reap / Kambodscha cambodia
270. Reisetag
8.822 km, 57.650 hm

IMGP3725

Einem roten Feuerball gleich versinkt die Sonne hinter den Palmenkronen am Westufer des Mekong und taucht den größten Fluss Südostasiens in zauberhaftes Licht. Fischer holen ein letztes Mal ihre Netze ein, dann ist das Tagwerk vollbracht. Mit Einsetzen der Dämmerung stimmen Grillen tausendfach ihren Gesang an während die ersten Sterne am Firmament den Strom in silbriges Licht tauchen. Fasziniert schauen wir dem Naturschauspiel von der Uferpromenade in Kratie zu, genießen die entspannte Atmosphäre der Provinzhauptstadt. Morgens und Abends pulsiert das Leben in Straßen der Stadt. Straßenhändler verkaufen die Erzeugnisse der Region. Obst und Früchte türmen sich am Straßenrand. In den kleinen Garküchen gibt es Reissuppen und auf den Rosten brutzelt allerlei Gegrilltes. An der Promenade und in den Seitenstraßen Straßen spielen Männer ausgelassen und gekonnt mit ihren Füßen das beliebte „Federballspiel“.

Angesichts dieser friedlichen heiteren Stimmung mag man kaum glauben, welch unvorstellbaren Grausamkeiten und unmenschlichem Leid die Bevölkerung vor gut 30 Jahren ausgesetzt war. 1975, im letzten Jahr des Vietnamkrieges ergriffen die kommunistischen Roten Khmer die Macht in Kambodscha und zerschlugen brutal die bestehenden Gesellschaftsstrukturen, um eine uniforme und egalitäre Gesellschaft nach maoistischem Vorbild zu schaffen.

Die Hauptstadt Phnom Penh (2. Millionen Einwohner) wurden in 2 Tagen entvölkert. Aus der „Schweiz“ Südostasiens sollte ein Arbeiter- und Bauernstaat werden. In den ersten Monaten der Roten Khmer-Herrschaft verwandelte sich das Land in ein gigantisches Arbeits- und Gefangenenlager. Fast jeder musste um sein Leben fürchten. Viele Menschen starben an Hunger und Krankheiten. Wer der „Bourgeoisie“ (z.B. Lehrer und Ärzte) angehörte, eine Fremdsprache sprach, Mönch war oder einfach nur eine Brille trug …. galt als Feind des „Agrarkommunismus“, wurde gefoltert und hingerichtet oder auf den Feldern erschlagen … Noch heute spült der Regen auf den berüchtigten Killing Fields Knochen und Schädel frei …

Innerhalb von 4 Jahren wurden über 2 Millionen Kambodschaner umgebracht oder kamen bei der Zwangsarbeit auf den Reisfeldern ums Leben (Gesamtbevölkerung damals 7 Millionen). Der Altersdurchschnitt liegt heute bei knapp 22 Jahren (!), nur 5 % der Bevölkerung sind älter als 65 Jahre. Ein junges Land, dessen Jugend einen blutigen Grund hat.

Eine anderes „ explosives Erbe“ dieser dunklen Zeit sind die millionenfach vergrabenen Minen. Noch immer sterben jedes Jahr zahlreiche Menschen durch Landminen oder werden schwer verletzt. Im Straßenbild sind die verstümmelten Menschen unübersehbar …

Die Probleme der Gegenwart sind nicht weniger bedrückend. Illegale, gewaltsame Landnahme mit Hilfe staatlicher Stellen, alltägliche Korruption, knapp 700.000 Waisenkinder… Kambodscha ist nach jahrelangem Bürgerkrieg als sog. „Least Developed Country“ heute eines der ärmsten Länder der Welt. Fast 80 % der Bevölkerung müssen mit weniger als 2 $ pro Tag auskommen. Ein Großteil der Kambodschaner sind mit dem täglichen Überlebenskampf beschäftigt. Und dennoch wirken viele Menschen glücklich. Jung und Alt grüßen uns herzlich lächelnd. „Hello“, Bye, bye“, „Where are you going?“ hören wir jeden Tag und stets gibt es kurze aber einprägsame Begegnungen. Das tropische Land mag ökonomisch arm sein, seine natürlichen, zauberhaften Menschen machen es reich.

Das Radeln auf Kambodschas Straßen ist für uns nicht immer leicht. Der Asphalt häufig von schlechter Qualität. Die ohnehin schon schmalen Nationalstraßen werden durch Wegbröseln der Seitenränder oft noch schmaler. Zwischen Stung Treng und Kratie gibt es fast genauso viel knallharte rote Rüttelpiste wie Asphaltabschnitte. Nach 100 km schmerzen Hände und Arme und wo wir auf dem Sattel noch schmerzfrei sitzen sollen wissen wir auch nicht mehr. Auch wenn der Individualverkehr hier noch weniger als in Laos ist, die wenigen motorisierten Vierräder stressen genug. Völlig überladene Sammeltaxis und Pick-Ups überholen uns haarscharf und mit Vollgas als gäb’s kein Morgen. Gebremst wird grundsätzlich nicht, dafür heftig gehupt, dass Federvieh am Straßenrand auseinanderstobt. Für Minuten fahren wir danach in einer Staubwolke. Bei bis zu 36 °C in der Sonne (nachts sind es angenehme 18 – 22 °C) vermischt sich der feine Sand mit Schweiß und Sonnencreme zu einem unangenehmen Hautpeeling. Am Ende des Tages überziehen Kleidung und Räder eine feine, rote Patina.

Während wir täglich ziemlich verstaubt in die Pedalen treten, feiern die Kambodschaner ausgelassen Hochzeiten. Im Dezember ist Hochsaison. Kein Ort in dem nicht ein Festzelt am Straßenrand steht und ohrenbetäubende Musik das ganze Dorf beschallt. Von der Straße weg werden wir zum Mittagessen eingeladen und können einen Teil der traditionellen Zeremonie verfolgen. Bis zu 1.000 Gäste sind aus dem In- und Ausland angereist. Die Familie ist sichtbar besser gestellt. 2 ½ Tage dauern die Feierlichkeiten und enden oft erst in der Nacht. So lange können wir leider nicht bleiben. In 2 Tagen wollen wir Siem Reap erreichen und uns die beeindruckenden Tempelanlagen von Angkor Wat ansehen.

Schon Kilometer vor dem Zentrum beginnt das heillose Durcheinander von tausenden Rollern, Tuk-Tuks, Kleinbussen und Pkw’s. Verkehrsregeln gibt es keine, doch wir haben unsere Lektion auf dem Weg hierher bereits gelernt. Am Straßenrand sind „Geisterfahrer“ unterwegs, abgebogen wird ohne Blinken, angefahren ebenso. Am spannendsten sind jedoch die per Ampel regulierten Kreuzungen. Sobald Grün erscheint setzen sowohl der Geradeaus- als auch der Abbiegeverkehr ungebremst seine Fahrt fort. In Deutschland würde es unweigerlich krachen! Nicht jedoch in Kambodscha. Ein merkwürdiges „Reisverschluss-System“ entsteht und wie von Geisterhand bleibt alles im Fluss. Geschmeidig, wenn auch ziemlich chaotisch bewegt sich der dichte Verkehr durch Siem Reaps Straßen. Nach 2 Stunden Sucherei finden wir ein einfaches Hotel für 9 $ die Nacht und spülen uns mit einer erfrischenden Dusche den roten Staub von der Haut.

Frohe Weihnachten und alles Gute für 2014

IMGP4831 (Mittel)

allen Besuchern unserer Homepage wünschen wir eine schöne Weihnachtszeit und schon jetzt ein gesundes und erfülltes Jahr 2014.

Wir sind derzeit in Kambodscha unterwegs und verbringen Heiligabend in Siem Reap. Auch wenn es hier 30°C sind, die Geschäfte und Hotels versuchen etwas Weihnachtsflair auf die Straße zu zaubern.

Wir gönnen uns zur Feier des Tages eine Schokokugel vom Bäcker und genießen den Tag im größten Sakralbauwerk der Welt – den Tempeln von Angkor Wat.

 

 

 

„Sabaidee, Sabaidee!“

Pakxe / Laos laos
242. Reisetag
7.923 km, 55.750 hm

IMGP2819 Mühsam arbeiten wir uns eine der zahlreichen Steigungen in Nordlaos hinauf. Neben uns auf dem Asphalt ist das Klatschen dutzender Flip-Flops zu hören. Aufgeweckte, fröhliche Augenpaare schauen uns an. Lachend und schnaufend rennt eine Traube von Kindern mit uns den Berg hinauf.

Wenn Thailand das „Land des Lächelns“ ist dann ist Laos das „Land der Kinder“. In der Demokratischen Volksrepublik Laos, die nahezu die Größe von Großbritannien hat, leben nur 6,5 Millionen Menschen. Gefühlt sind für uns die Hälfte davon aber Kinder. Fahren wir durch eine Ortschaft werden wir stets mit einem strahlenden Lachen und dem langgezogenen „Sabaidee, Sabaidee!“ willkommen geheißen.

Das Leben in den Dörfern ist beschaulich und extrem einfach. Die Zeit scheint manchmal stehen geblieben zu sein. Bambushütten stehen auf Baumpfählen dicht nebeneinander. Oft leben 3 oder mehr Generationen unter einem Dach. 75 % der Laoten verdienen weniger als 2 $ am Tag. Viele Kinder müssen vorzeitig die Grundschule abbrechen, um zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Die meisten Laoten sind Bauern und produzieren zum überwiegenden Teil für den Eigenbedarf. Was übrig bleibt wird aus strohgedeckten Hütten am Straßenrand oder auf den regionalen Märkten verkauft. Stets liegt eine „Vitaminbombe“ auf unseren Hinterradtaschen. Eine Bananenstaude kostet 50 – 80 Cent, Pomelo oder Papaya bekommen wir manchmal schon für 50 Cent. Mandarinen sind da mit 1,50 € pro Kilo schon eher eine Delikatesse.

Die laotische Küche ist nicht so vielfältig wie die Thailändische und eher „robust“. Die Laoten lieben Kheuang ping – Gegrilltes. Allerlei Fleischiges landet auf dem Rost: Huhn, Fisch, Schweinebällchen aber auch Fledermäuse, Kröten, Schweineschnauze, Hühnerfüße, Ratten, Kuhzitzen und diverse Innereien… Uns macht der Anblick bereits „satt“ und so essen wir am liebsten gebratenes Gemüse mit Reis. Reis ist das vorherrschende Nahrungsmittel und für viele Mittellose „täglich Brot“. Besonders lecker ist der Khàow niaw, Klebereis, den man zu kleinen Bällchen rollt in Sauce dipt und dann in den Mund stopft. Zusammen mit Papaya, Mandarinen oder Gurke ergibt das für uns eine ideale Zwischenmahlzeit.

Auch sehr lecker sind Khào Pìak (Reissuppe) und Fôe (Reisnudelsuppe) zum Frühstück – zusammen mit allerlei Frischem (Bohnen, Minzblätter, Basilikum, Koriander, Ingwer, Zitronengras) und einem Schuss Limettensaft eine erfrischende Mahlzeit am Morgen.

Und wenn ich anschließend noch einen laotischen Kaffee trinken kann ist der Tagesbeginn perfekt. In Luang Prabang wird das cremige, starke, rabenschwarze Getränk mit gesüßter Kondensmilch und Zucker noch an jeder Ecke verkauft. Die ehemalige königliche Hauptstadt bildet für uns nach einer 2-tägigen Reise mit einem Langboot auf dem Mekong den Ausgangspunkt unserer „Tour de Laos“.

Den „berauschenden Charme“, den Luang Prabang versprühen soll, können wir jedoch kaum spüren. Die Stadt im Kolonialstil ist hübsch und wie eine Halbinsel zwischen Mekong und Namkan eingebettet aber leider voller Touristen. Restaurants und Händler haben sich auf den „westlichen Geschmack“ eingestellt und dementsprechend ist das Angebot. Überall wird für aufregende Trekkingtouren, Elefanten-Reiten Wasserrafting geworben. Abends schallt aus den grell beleuchteten Lokalen und Karaoke-Bars laute Pop-Musik und die morgendliche Almosenprozession der Mönche gerät in der Thao Sakkarin zur „Tierfütterung“ für Touristenhorden. Außerhalb der Stoßzeiten tickt die Stadt jedoch noch im ursprünglichen Rhythmus und wir können erahnen, wie es hier noch vor wenigen Jahren gewesen sein muss, bevor die sozialistische Führung Anfang der 90er Jahre den „Bambusvorhang“ ein Stückchen zur Seite zog und Luang Prabang „entdeckt“ wurde. Abseits der „Hot Spots“ ist Laos von Touristenströmen jedoch noch weitgehend unberührt.

Und so entdecken wir auf unserer Reise ein unaufgeregtes Land, das zu den ärmsten der Welt zählt und zugleich so reich ist. Reich an entspannten, herzlichen Menschen.

Dabei hat dieses wunderbare Land schlimme Zeiten hinter sich. Im Vietnamkrieg warfen die Amerikaner 2,5 Millionen Tonnen Sprengsätze auf Laos ab und machten es damit zum meistbombardierten Land aller Zeiten. Mit den Folgen wird Laos noch lange leben müssen. Fast täglich gibt es Verletzte und Tote durch die Blindgänger im Boden. Deren Entsorgung ist aufwendig und kostspielig. Seit letztem Jahr beteiligen sich endlich auch die USA an der Räumung des explosiven Erbes…

Die Fahrt nach Vientane auf der Route 13, der Lebensader und einzigen durchgängig asphaltierten Straße des Landes, ist spektakulär. Schon kurz nach Luang Prabang windet sich die Straße in luftige Höhen. Wir „sammeln“ in den ersten Tagen ordentlich Höhenmeter und stellen mit 1.750 Hm einen neuen Tagesrekord auf. Doch die Anstrengungen lohnen. Immer wieder werden wir mit Panoramablicken über die gewundenen Täler belohnt. Die kurvenreiche, enge Straße windet sich durch grüne Berglandschaften und eindrucksvolle, zerklüftete Karst-Felsen.

Um wenigstens in den ersten Stunden bei erträglichen Temperaturen fahren zu können, starten wir bereits vor 6 Uhr. Sobald sich die Sonne durch den kühlenden Morgennebel gekämpft hat, wird es schwül-heiß. Auch in den Dörfern erwacht das Leben noch vor Sonnenaufgang. Wenn der erste Hahn kräht, sind viele Laoten schon auf ihren Feldern oder im Wald. Viele tragen zum Schutz gegen die Sonne die typischen konischen Bambushüte. Uns rinnt unter den Radhelmen der brennende Schweiß in der prallen Mittagssonne in Rinnsalen über’s Gesicht. Bei 32 – 38°C wird das Radfahren in diesen Stunden zu einem echten „Sauna-Erlebnis“.

Um noch den letzten Tag des That-Luang-Festes in Vientiane mitzuerleben, „spulen“ wir die 160 km von Vang Vieng in die Hauptstadt an einem Tag runter. Gegen 19 Uhr kommen wir erschöpft und am Ende noch regendurchnässt im Dunkeln an. Die Hauptstadt des Landes ist eher wie ein großes Dorf. Bereits 40 km vor dem Ortsschild reihen sich Wohnhäuser, Lokale und Werkstätten in endloser Abfolge aneinander. Am Straßenrand streifen Hühner, Kühe, Hunde und Schweine auf der Suche nach Fressbarem durch die Gegend. Im immer dichter werdenden Verkehr fällt uns das Atmen schwer. Jede Menge „Blei“ liegt in der Luft und wenn sich das Land weiter so motorisiert wird die Route 13 wohl bald aus allen Nähten platzen.

Am nächsten Tag besuchen wir den Phat That Luang und das Fest. Rund um den Tempel, Symbol des Buddhismus in Laos, ist ein riesiger, brodelnder Jahrmarkt. Zehntausende Besucher drängeln sich über das Gelände des wichtigsten nationalen Gebäudes. Zwischen dampfenden Garküchen, rauchgeschwängerten Grillständen und Volksfestspielen spenden Nonnen gegen einen kleinen Obolus ihren Segen, safran-gekleidete Mönche rufen lautstark und unablässig die Gläubigen zu Geld und anderen Gaben auf. Ihre knarzenden Megafone werden nur noch von den Verkaufsshows der Sponsoren übertönt. Und in all’ dem lauten Getöse laufen still und andächtig Gläubige mit Blumen und anderen Gaben in das Innerste des Heiligtums…

Erstaunt und staunend lassen wir uns durch die Kulisse treiben, lutschen Zuckerrohr, knabbern gegrillte Bananen und laotische Crepes, pulen süßen Klebereis aus Bambusrohren und lassen laotische „Donuts“ aus Kokosnussmilch und Reis im Mund zergehen. Alles sehr lecker!

Am späten Abend findet schließlich mit großem Tam-Tam eine Thai-Box-Veranstaltung statt. Die besten Kämpfer des Landes messen ihre Kampfkünste gegen eine bunte Auswahl ausländischer Kickboxer. Nach einer rituellen Zeremonie „geht es zur Sache“. Der Platz um die Boxarena ist brechend voll und jeder Treffer der laotischen Kämpfer wird lautstark von der Menge bejubelt. Und zur Freude des Publikums verlassen überwiegend die eigenen Landsleute als Sieger den Ring.

Nach 3 Tagen in Vientiane radeln wir weiter und folgen auf der 13 dem Lauf des Mekong gen Süden. Die Szenerie ist zwar nicht so spannend wie noch die Bergwelt im Norden aber auf der Nationalstraße kommen wir zügig voran und fahren täglich 100 km und mehr. Weitläufige Flusslandschaften und Reisfelder wechseln sich ab, wir queren zahlreiche Flüsse und unzählige Dörfer, die an und von der Route 13 leben.

So entspannt das Leben an der Straße verläuft so hektisch geht es auf ihr zu. Die Laoten fahren … na, nennen wir es mal „sehr beherzt“. Nach dem Motto „Vollgas und volles Risiko“ rasen besonders Busfahrer und Pick-Up Besitzer über die einspurige 13 und überholen in unmöglichsten Situationen. Mit „100 Sachen“ geht es durch Ortschaften, gebremst wird nicht, stattdessen hupt man sich den Weg frei …

Vielleicht leben die Laoten auf dem Asphalt die Freiheit aus, die ihnen die Laotisch Revolutionäre Volkspartei (LRVP) im Einparteienstaat seit 1975 versagt. Demokratische Reformen oder Grundrechte wie Rede-, Versammlungs- und Pressefreiheit gibt es in der Volksrepublik nicht. Und seitdem Chinas Einfluss auf das Land durch Großprojekte im Energiesektor und der Infrastruktur wächst, wird es wohl so schnell auch keine politische Wende geben.

Viele Steuereinnahmen, die durch Förderabgaben in die Staatskasse gespült werden, landen in den Taschen korrupter Beamten. Dabei wird das Geld dringend für das marode Bildungs- und Gesundheitswesen benötigt. Es gibt viel zu wenig Schulen und gut ausgebildetes Lehrpersonal, auf einen Arzt kommen über 5.000 Menschen und die durchschnittliche Lebenserwartung liegt gerade mal bei 54 Jahren…

Nachdem wir in Pakxe, Hauptstadt der Provinz Champasak, unseren Muskelkatern 2 Tage Ruhe gegönnt sowie Räder und Ausrüstung auf Vordermann gebracht haben, geht es morgen auf die Höhen des kühlen Bolaven-Plateaus zu Wasserfällen, Bergvölkern, Kaffeeplantagen und einem der meistbombardierten Schauplätze des Vietnamkriegs.

Von Königlichen Tempeln, viel Schweiß sowie „Risiken und Nebenwirkungen“

Chiang Khong / Thailand thailand
221. Reisetag
6.718 km, 49.000 hm
(Bericht vom 07.11.2013)

P1120816 Auf unserer Fahrt durch Nordwest-Thailand ist der Buddhismus überall gegenwärtig:

glänzende Tempel und goldene Buddha-Statuen zieren die ländlich geprägte Gegend um Uttaradit; alte Banyanbäume sind in heilige Tücher gewickelt; Glück bringende Schreine zieren jede Garküche und vor vielen Wohnhäusern stehen kleine „Geisterhäuser“ (San Phra Phum) für die Schutzgeister des Grundstückes.

In den ersten Tagen geht es auf flacher Strecke und feinstem Asphalt durch weite Ebenen vorbei an Reisfeldern, die von kleinen Flüssen gespeist werden. Die Dörfer dazwischen sind schlicht, das Leben beschaulich. Durch den Reisanbau lebt und atmet die Region im landwirtschaftlichen Rhythmus. Noch vor Sonnenaufgang sind die Bewohner auf den Beinen. Die Arbeit auf den Feldern wird noch immer von Hand erledigt. Alles geschieht unaufgeregt.

Auch wenn das Klischee von Thailand als „Land des Lächelns“ eine etwas abgegriffene Redewendung sein mag, so liegt doch viel Zutreffendes darin. Die Menschen begegnen uns stets freundlich und hilfsbereit. Im Straßenverkehr nimmt man auf uns Rücksicht, viele 4- und 2-Radfahrer überholen äußerst umsichtig und mit ausreichend Seitenabstand. Auch wenn wir Farangs (thailänd. Begriff für Ausländer) leider kein Thai sprechen und viele Thais kein Englisch, bei Fragen nach dem Weg oder einer Unterkunft lässt man uns nie im Stich. Und wenn die Wegbeschreibung zu schwierig ist, setzt sich jemand auf seinen Motorroller und begleitet uns bis zur Unterkunft.

Von der Straße weg werden wir zu Familien oder zum Essen eingeladen, mit Glücksbringern, einem spontanen Radtransport und dem vielzitierten Lächeln beschenkt.

Selbst die makellos gekleideten Polizisten grüßen uns lachend – zum ersten Mal auf unserer Reise! In den sogenannten „Police-Boxes“ der Orte können wir die Toiletten benutzen, bekommen Trinkwasser und Kaffee gereicht und wenn wir wollten, könnten wir sogar an den Polizeistation zelten.

In den Geschichtsparks von Sukhotai und Si Satchanalai-Chaliang geht es auf dem Rad 800 Jahre zurück in die Vergangenheit. Wunderschöne buddhistische Sandsteinmonumente liegen inmitten grüner Parklandschaften, umrahmt von Teichen mit unzähligen Lotusblüten – Sinnbild für Reinheit, Kraft und Erleuchtung im Buddhismus. Entspannt erkunden wir im morgendlichen Sonnenschein die verwitterten Tempel, bewundern anmutige Buddha-Statuen und versetzten uns gedanklich ins 13. Jahrhundert zurück, als hier Königreiche aufblühten, die die religiöse Kunst und Architektur Thailands bis heute prägen.

Nach dem Provinzhauptstädchen Tak wird das Gelände hügeliger und die Radtage deutlich anstrengender. Auch wenn die Berge um uns herum nicht gerade imposant sind, stellen wir auf der Strecke nach Mae Sot mit fast 1.600 Höhenmetern einen neuen Tagesrekord auf.

In dem lebhaften Städtchen an der Grenze zu Myanmar verbringen wir 2 Nächte bei Yun, der uns zu sich nach Hause eingeladen hat. In den Straßen Mae Sots herrscht ein bunter ethnischer Mix und auf dem Grenzmarkt „brummt“ der Handel.

Auf der 105 geht es bei heißen Temperaturen nordwärts entlang der Grenze zu Myanmar bis nach Mae Sariang. Die kurvenreiche, gut geteerte Straße führt uns durch viele kleine Dörfer entlang dicht bewaldeter Berghänge. An improvisierten Straßenständen und aus Häusern heraus verkaufen die Einwohner selbstgemachte Snacks, Nudelsuppen und Gebratenes.

Neben diesen idyllischen Eindrücken gibt es aber auch Bedrückendes. In der Grenzregion leben über 150.000 birmanische Flüchtlinge, die vor den Gefechten zwischen den Karen National Liberation Army und birmanischen Regierungstruppen geflohen sind. Die KNLA kämpft seit über 60 Jahren für einen unabhängigen Karen-Staat. Nach einigen Militärsperren passieren wir Mae La – mit über 60.000 Menschen eines der größten Flüchtlingslager Thailands. Bedrückt betrachten wir eng aneinander stehenden Holzhütten. Dazwischen lassen Kinder – scheinbar unbeschwert – bunte Drachen in den diesigen Himmel steigen. Ihre fröhliches Spiel steht in krassem Kontrast zu dem Stacheldrahtzaun, der das Camp umgibt. Die wenigen Eingangstore werden von Wachpersonal kontrolliert. Von außen ist nur schwer zu erahnen unter welchen Bedingungen die Menschen hier leben müssen…

Auf dem weiteren Weg ins Hochland wird die Topographie zerklüfteter, das Gelände rauer und die Straße zunehmend schlechter. Immer wieder sind Teilstücke von starken Regenfällen weggespült, große Löcher klaffen im Asphalt.

Für uns geht es jeden Tag in einer endlosen Abfolge Rauf und Runter… Bei schwül-heißen 30 – 34°C tropft der Schweiß aus jeder Pore. Unsere Hemden kleben klitschnass am Körper. Von der Dauerfeuchte ist die Haut angegriffen und im Rücken piekst es, als hätten wir hunderte kleiner Nadeln im Hemd. Nach einem Dutzend dieser kurzen giftigen Anstiege fühlen sich unsere Beine wie Wackelpudding an. Und wir sind sicher: Thailands Straßenbauer sind keine Radfahrer!

In dem feucht-heißen Klima scheinen Flora und Fauna förmlich zu explodieren. Die gerade endende Regenzeit hat alles in einen saftig-grünen Teppich verwandelt. Der Wald durch den wir fahren scheint dschungelartig, undurchdringlich zu sein. Hier und da ragen Teakbäume aus dem grünen Blätterdach. Durch die starke Abholzung gibt es in der Region nur noch wenige dieser hochwüchsigen Edelhölzer. Alles ist hier riesig: Bäume, Blattwerk, Früchte, Reptilien, Insekten … Um uns tanzen Schmetterlinge so groß wie Meisen. Wenn es still ist können wir ihren Flügelschlag hören. In den Wäldern erklingt der vielstimmige Gesang unbekannter Vögel und am Straßenrand blühen prächtige Orchideen und üppige Gräser. Und an den Fensterscheiben unserer Hotelfenster „kleben“ nachts 35 cm große Tokeh-Geckos.

Oft erreichen wir erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit eine Unterkunft. Für 7 – 12 € bekommen wir meist saubere Unterkünfte mit einer warmen Dusche, Kühlschrank und Klimaanlage. Da die Thais im Vergleich zu uns recht kleinwüchsig sind, ist so manches Zimmer eher knapp bemessen, wovon ich mich schmerzhaft „überzeuge“. Mehrmals laufe ich beim Toilettengang gegen die niedrigen Türrahmen. Angesichts der Beulenlandschaft auf meinem Haupt überlege ich mittlerweile ernsthaft nur noch zum Schlafen den Helm abzunehmen …

In Chiang Mai legen wir eine Verschnaufpause ein. Die dunstige Metropole Nordthailands hat trotz Verkehrsstau, manch schmutziger Ecke und einigen Bausünden Charme und Herz. Die Stadt ist jung und das Leben entspannt. Tradition und Moderne, Hippes und Heiliges stehen ungezwungen nebeneinander. 2 Tage lang streifen wir durch die gewundenen Gassen und Sois der Altstadt. Über den Dächern des alten Chiang Mai ragen golde Chedis zahlloser alt-ehrwürdiger, heiliger Tempel in den Himmel. Mit dem Wat Phra Singh und dem Wat Chedi Luang schauen wir uns zwei der bedeutendsten an.

Abends genießen wir birmanische Currys, taiwanesische Dumplings und nach langer Zeit mal wieder eine Pizza. Einen Tag vor unserer Weiterreise wollen wir es nicht nur unseren Mägen gut gehen lassen und gönnen uns eine Ganzkörper-Thaimassage. Während ich am Ende entspannt von der Liege aufstehe, wird bei Ria aus der geplanten Ent- eine schmerzhafte Verspannung. Nach 2 Stunden Streicheln, Biegen, Kneten und Strecken knackst es bei einer der letzten Bewegungen im Brustwirbelbereich laut und deutlich… Die nächsten Tage kann sich Ria kaum bewegen. An Fahrradfahren ist nicht zu denken. Zum Glück können wir bei Marisa und Gernot, die uns kostenlos ein eigenes Zimmer und Bad in ihrem Haus zur Verfügung gestellt haben, so lange bleiben wie wir wollen. Nach 3 Tagen lassen die Schmerzen etwas nach und wir können weiter Richtung Norden fahren.

Der letzte Abend in Thailand wird ein Südkoreanischer. In Chiang Khong sind wir zu Gast bei Bae und seiner Frau Iljae. Gemeinsam mit den beiden Kindern bereiten wir Kimbab zu – mit Seegras umhüllte Reisrollen, die wir mit Gurke, Möhre, Ei und Wurst füllen. Sehr lecker! Außerdem gibt es Saengchae (süß-saurer Salat, nicht unser Fall) und Seegras Suppe (mild, könnte man wieder essen).

Am nächsten Morgen sitzen wir zum Frühstück auf der Terrasse des Hauses und blicken bei einem fantastischen Sonnenaufgang auf den Mekong. Am anderen Ufer ist bereits Laos, unser 11. Reiseland…